Granatäpfel sollen gegen Krebs helfen

Gesunde Ernährung – ein ganz wichtiges Thema, das leider viel zu oft vernachlässigt wird. In Obst und Gemüse stecken jede Menge Vitamine und Spurenelemente, die unser Körper zum Funktionieren braucht. Wer viel davon isst, lebt in der Regel gesünder und bekommt weniger Krankheiten. In einer exotischen Frucht haben Forscher jetzt sogar einen Stoff entdeckt, der bei Krebstherapien helfen kann.

Süß, lecker und sehr gesund. Wenn wir einen Granatapfel essen, bildet unser Körper ein Stoffwechselprodukt namens „Urolithin A“. Diese Substanz kann unser Immunsystem verjüngen – und dadurch sogar gegen Krebs helfen. Das haben Forscher des Georg-Speyer-Hauses in Frankfurt in Zusammenarbeit mit der Goethe-Universität herausgefunden. Das Team beschäftigt sich seit Jahren mit der Frage, wie Tumore es schaffen, nicht vom Immunsystem angegriffen zu werden.
Dr. Dominik Denk, Erstautor der Studie
„Und haben hierbei herausgefunden, dass ein Stoffwechselprodukt vom Granatapfel die Immunzellen verbessert und verstärkt, sodass diese den Tumor besser attackieren können und bekämpfen können und das gerade im Darmkrebs. Das ist insofern dann spannend, weil unsere Therapie nicht den Tumor selbst angreift, sondern das Immunsystem einfach verbessern soll, da wo es auch am meisten hakt bei vielen Tumorerkrankungen.“
Normalerweise entdeckt das Immunsystem eine entartete Zelle und bekämpft sie. Bleibt jedoch mal eine unentdeckt, kann sie sich vermehren – es entsteht Krebs. Ab einer bestimmten Größe kann der Tumor sich gegen das Immunsystem wehren. Ihn umgibt ein sogenanntes Tumormikromilieu – dieses schafft es, die Immunzellen gezielt zu unterdrücken. Der Tumor kann ungestört weiter wachsen. Hier kommt der von den Forschern entdeckte Stoff zum Einsatz: Er „verjüngt“ die Immunzellen sozusagen, damit sie sich gegen die Abwehr des Tumors durchsetzen und ihn bekämpfen können.
Neben Chemo- und Strahlentherapie gibt es für Patienten mit bestimmten Krebsarten seit einigen Jahren auch vielversprechende Immuntherapien. Hier könnte der Stoff aus dem Granatapfel zum Einsatz kommen, erklärt der Leiter des Forschungsteams.
Prof. Florian Greten, Krebsforscher
„Mit dem Mechanismus, den wir entdeckt haben, glauben wir, dass wir bestimmte Immuntherapien unterstützend begleiten können. Das heißt, mit der Substanz alleine werden Sie jetzt keinen Tumor behandeln können, sondern was wir glauben, ist, dass wir eine bestimmte Art der Tumortherapie damit deutlich verstärken können.“
Also einfach regelmäßig Granatapfel essen und schon ist der Krebs
Geschichte? Ganz so einfach ist es leider nicht.
Prof. Florian Greten, Institut für Tumorbiologie und experimentelle Therapie
„Es reicht jetzt nicht, dass Sie einfach den Granatapfel während der Therapie einfach dazu nehmen und dazu essen, sondern Sie müssen diese Substanz schon in relativ hohen Mengen einnehmen, damit Sie diese Wirkung wirklich erzielen.“
Das wären rund 1,5 Liter Granatapfelsaft am Tag. Hinzu kommt, dass nur manche Menschen daraus auch Urolithin A bilden können. Das hängt von der Darmflora ab und die ist bei jedem anders. Seit einigen Jahren ist der fertige Stoff bereits als Nahrungsergänzungsmittel auf dem Markt. Die positive Wirkung gegen Krebs haben die Forscher erst mal nur im Labor nachweisen können. Bald soll es Tests mit gesunden Menschen und dann auch mit Krebspatienten geben.
Dr. Dominik Denk, Arzt am Uniklinikum Frankfurt
„Es ist ein Hoffnungsschimmer, natürlich, weil es gibt viele Therapien, Darmkrebs oder auch andere Erkrankungen, die funktionieren sehr gut, Patienten kommen in die Klinik, werden behandelt und sind geheilt. Aber nicht bei allen Patienten ist das eben der Fall und gerade diese Schicksale hängen einem doch ziemlich nah dran und deswegen ist es jetzt natürlich ein schöner Moment und ein schöner Hoffnungsschimmer, zu gucken, vielleicht kommt da noch was und vielleicht kann man Dinge, die man selber auch jetzt hier im Mikroskop gesehen hat, auch am Menschen sehen und das ist super spannend natürlich.“
Bis aus der Entdeckung eine richtige Therapie entsteht, dürfte es noch eine Weile dauern. Ein solches Medikament könnte dann übrigens nicht nur bei Krebs helfen, sondern auch bei anderen Krankheiten wie zum Beispiel schweren Infektionen. Eine große Chance also, quasi geschenkt von der Natur.