Goldkanutin Ricarda Funk im Studio

Sie ist Olympiasiegerin, Weltmeisterin und aktuell die beste Slalom-Kanutin der Welt. Ricarda Funk startet für den Kanu-Sportverein Bad Kreuznach und dort wurde sie am Wochenende von ihren Fans empfangen.

Bei strahlendem Sonnenschein und – wie sollte es auch anders sein – mit dem Boot nähert sich die frischgebackene Olympiasiegerin am Samstag dem Kornmarkt in Bad Kreuznach. Hier warten schon über 300 Fans, um ihre „Gold-Ricarda“ gebührend zu feiern.
Ricarda Funk, Olympiasiegerin im Kanuslalom
„Es ist irgendwie der Wahnsinn, dass die Leute stehenbleiben, Interesse zeigen. Interesse aber auch an unserer gesamten Sportart, dass Kanuslalom mal so ein bisschen im Rampenlicht steht, das ist einfach nur unfassbar schön zu erleben.“
Eine Ehrung der Stadt, eine Danksagung ihres Vereins und eine Würdigung des Bundestrainers stehen auf dem Plan, bevor es dann ans Autogramme-Schreiben geht. Viel Trubel um die 29-Jährige, die das, was ihr in den vergangenen Monaten gelungen ist, noch gar nicht so richtig fassen kann.
Klaus Pohlen, Chef-Bundestrainer Kanuslalom
„Für uns war es so faszinierend, nach den Spielen, wo eigentlich dieser Riesenerfolg da war und wir alle so: Boah, jetzt ist erstmal Urlaub, jetzt ist mal Feierabend, das waren jetzt zwei Jahre und wir sind auch irgendwie müde. Und sie dann: Nee nee, jetzt ist noch Weltmeisterschaft. Und wir so alle: Na gut, Ricarda, jetzt ist auch noch Weltmeisterschaft… Und sie hat uns dann eigentlich nochmal angetrieben. Und das zeichnet sie dann aus, dass sie gesagt hat: Nee, ich lasse da jetzt keine Luft rein, sondern ich habe diese Chance, ich habe diese Performance, ich sammle die und ich konserviere die zur Weltmeisterschaft und will’s da nochmal wissen.“
Mit Erfolg. Nur wenige Wochen nach dem Olympiasieg gewinnt sie die Goldmedaille bei der WM in Bratislava und krönt sich damit endgültig zur Königin des Wildwasserkanals.
Aufgewachsen ist Ricarda Funk in Remagen und Bad Breisig im Kreis Ahrweiler. Da es aber nur sehr wenige Kanuslalom-Strecken in Deutschland gibt, schließt sie sich schon mit 14 Jahren dem Verein in Bad Kreuznach an und feiert hier ihre ersten Erfolge. Nach dem Abitur zieht sie nach Augsburg, wo auch ihre Nationalmannschaftskollegen trainieren. Ihrem Verein aber bleibt sie treu.
Ricarda Funk, Olympiasiegerin im Kanuslalom
„Bad Kreuznach, also eigentlich der ganze Verein, die begleiten mich schon so lange, die unterstützen mich, halten mir den Rücken frei, wo sie können, finanzielle Unterstützung … und ja, demgegenüber bin ich einfach loyal. Ich möchte ja auch irgendwie so ein bisschen was zurückgeben – und das ist mir hoffentlich auch in diesem Jahr mit dem Erfolg gelungen.“
Genauer gesagt mit den beiden Erfolgen, denen noch viele weitere folgen sollen.
Maike Dickhaus, Moderatorin: Ja, und jetzt ist sie hier bei mir im Studio. Ricarda Funk, schön, dass du da bist.
Ricarda Funk, Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Kanuslalom: Danke, dass ich da sein darf.
Dickhaus: Ricarda, deine Goldmedaille hast du auch gleich mitgebracht. Wie ist es für dich, sie jetzt so in den Händen zu halten und ist sie so schwer, wie sie aussieht?
Funk: Ja, auf jeden Fall mega cool, sie immer wieder in den Händen zu halten. 600 Gramm – es ist deutlich schwerer, als ich je gedacht hätte. Als ich sie das erste Mal um den Hals bekommen hatte, musste ich sie auch direkt festhalten.
Es ist auf jeden Fall mega cool, super besonders und freue mich immer wieder, sie auszupacken und zeigen zu dürfen.
Dickhaus: Auch am Samstag in Bad Kreuznach haben dir jede Menge Leute zugejubelt. Jetzt ist Kanu ja eigentlich nicht die Sportart, die so sehr im Fokus der Öffentlichkeit steht. Hat sich jetzt das durch deinen Olympiasieg verändert?
Funk: Ich freue mich natürlich riesig, dass es mal so ein bisschen im Rampenlicht steht, dass wir quasi … Ja, eigentlich ist es die beste Werbung, die wir haben können für unseren Sport. Nächstes Jahr, 2022, haben wir die Weltmeisterschaft in Augsburg anstehen. Und ja, umso mehr freue ich mich, dass einfach die ganzen Leute, dass ich die irgendwie auch begeistern konnte.
Dickhaus: Ja, deine Goldmedaille war ja die erste für das deutsche Team in Tokio, also etwas ganz Besonderes. Was war denn da dein persönlicher schönster Moment in dem Zusammenhang?
Funk: Mein schönster Moment war, als ich zurück ins Olympische Dorf gekommen bin, als die Sportler vor dem Deutschen Haus auf uns gewartet haben oder auf mich gewartet haben. Die haben gejubelt, die haben mich mit La-Ola-Welle empfangen. Und dann haben wir noch mal gemeinsam meinen Lauf angeschaut und das war mega cool. Also viel Freude.
Dickhaus: Und dann gab es da ja auch noch die andere Seite. Kurz vor den Olympischen Spielen gab es ja die verheerende Hochwasserkatastrophe im Kreis Ahrweiler, also in deiner Heimat. Du warst in Japan zu dem Zeitpunkt. Wie schwer war es da, sich voll auf den Sport zu konzentrieren?
Funk: Ja, es war auf jeden Fall ziemlich schlimm. Die ganzen Bilder, die mich stündlich erreicht haben, über Familie, Freunde, das war irgendwie unfassbar, dass ich auf der einen Seite in Tokio meinen Traum leben durfte, aber die Menschen zu Hause einen Albtraum hatten. Das ist einfach nicht greifbar.
Dickhaus: Für dich persönlich war das ja allerdings ein voller Erfolg. Erst der Olympiasieg und dann hast du auch noch die Weltmeisterschaft-Titel mitgenommen – also sozusagen alles gewonnen, was man gewinnen kann. Könnte man sich jetzt an deiner Stelle nicht entspannt zurücklehnen und sagen: Mehr geht nicht? Ich hör auf.
Funk: Ich habe Bock auf den Sport. Ich liebe den Sport. Ich freue mich auch schon wieder, jetzt loszulegen und in die nächste Vorbereitung zu starten. Ich möchte einfach an meinen technischen Fähigkeiten weiterarbeiten. Und ja, Paris 2024 oder nächstes Jahr die WM in Augsburg sind auf jeden Fall noch Ziele und Träume von mir.
Dickhaus: Ja, dann können wir uns auf weitere wilde Fahrten mit dir freuen. Vielen Dank für deinen Besuch im Studio.
Funk: Ich gebe Gas.