Gleitschirmfliegen an der Wasserkuppe

Es ist einer der ältesten Träume des Menschen: das Fliegen. Über Jahrhunderte tüftelten Wissenschaftler und Ingenieure daran, bis es vor knapp 250 Jahren in einem Ballon endlich gelang. Doch was treibt Menschen an zu fliegen? Für unsere Sommerserie haben wir die besten Flugsportler aus Hessen und Rheinland-Pfalz getroffen. Los geht’s mit dem Paragliden an die Wasserkuppe. Kommen Sie mit „Hoch hinaus“.

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Lennard Schubert, Paraglider: Fliegen ist etwas ganz besonderes. Also man ist direkt mit der Natur verbunden. Man fliegt da oft mit Vögeln zusammen und merkt so richtig, dass man aufgenommen wird. Man schaut runter auf diese große Erde und das ist immer ein ganz anderes Gefühl als am Boden zu stehen und nach oben zu schauen.
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Der Berg der Flieger. Für Lennard und Linus Schubert schon fast ein Zuhause. So oft wie möglich sind sie hier auf der Wasserkuppe mit ihren Gleitschirmen unterwegs. Denn der Berg ist Ursprung und Zentrum des Paraglidens – nicht nur in Hessen sondern weltweit. Die 18- und 16-jährigen fliegen durch ihren Vater schon seit ihrer Kindheit.
Lennard Schubert, Paraglider: Ich wurde also mehr oder weniger reingeboren in die Fliegerfamilie. Also ich hatte schon so mit zwei, drei Jahren meinen ersten Tandemflug. Das heißt zusammen zu zwei fliegen. Und dann mit drei, vier Jahren meine ersten kleinen groundhandling Übungen, wo man nur den Schirm über sich hält ohne wirklich abzuheben. Und ich weiß gar nicht, ob ich meinen ersten Tandemflughatte oder ob ich zuerst gelaufen bin. Ist eine gute Frage.
So kann Lennard den Traum vom Fliegen schon lange ausleben. Und ist dabei und unabhängig. Mit seinem Gleitschirm kann er von fast überall starten und landen wo er möchte. Heute sind die Wetterbedingungen auf der Wasserkuppe perfekt, um hoch hinaus zu fliegen.
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Lennard Schubert, Paraglider: Am Fliegen reizt mich die Natur, die Aussicht, diese wunderschöne Landschaft und einfach so das freie Gefühl, dass man nach der Schule, nach dem Alltag nach der Arbeit einfach raus in die Luft kann und dann schwebt man hier schwerelos. Das ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl. Man ist auch direkt im Gegensatz zu anderen Luftsportarten direkt in der Luft also frei in der Luft. Und man spürt einfach so die Energie der Luft und richtig den Wind. Das ist einfach etwas ganz besonderes.
Durch warme aufsteigende Luft bekommt er auftrieb und kann so theoretisch stundenlang fliegen und die Aussicht über Hessen genießen. Doch das ist nicht der einzige Reiz. Er hat sich auf das Präzisionsparagliding spezialisiert. Dabei muss er bei der Landung einen bestimmten Punkt auf einer Matte treffen. Keine einfache Aufgabe, denn es geht um Millimeter.
Lennard Schubert, Paraglider: Um genau zu tippen mit den Schuhen haben wir hier uns Fußballschuhe präpariert und damit ist es quasi möglich mit viel Tempo aus der Luft auf die Null zu tippen. Und das geht natürlich sehr schnell, da seht ihr jetzt wahrscheinlich kaum einen Unterschied, wenn ich jetzt mal so daneben tippe. Das wären jetzt schon direkt fünf Zentimeter, was dann am Ende in dem Wettbewerb so ein Kollateralschaden wäre, dass man dann schon auf die hinteren Ränge verwiesen wird.
Bei der Landung schafft Lennard Brunder Linus direkt das perfekte Ergebnis. So gehören die Brüder zu den besten Paraglidern weltweit. Gerade haben sie bei einem Weltcup in der Türkei mit dem deutschen Team den ersten Platz belegt. Doch ein bisschen Luft nach oben gibt es noch immer. Ein Traum von Lennard ist, dass Paragliden olympisch wird. Bis zu diesem Ziel wird es aber noch einige Jahre dauern.
So lange fliegt Lennard Schubert weiter los von der Wasserkuppe – 1000 Meter über der Erde.  Und gleitet nur mit ihrem Schirm –  immer weiter –  „Hoch hinaus“.