Glashersteller Schott experimentiert mit Wasserstoff

In seinen Schmelzanlagen produziert das Mainzer Unternehmen Schott jeden Tag hunderte Tonnen Glas. Dafür ist jede Menge Energie nötig. Nach Angaben des Unternehmens entsteht dabei jährlich mehr CO2 als in allen Mainzer Haushalten zusammen. Zeit, etwas zu ändern, denkt sich der Konzern nun, und testet in einem großen Pilotprojekt jetzt, ob zur Glasherstellung auch Wasserstoff verwendet werden kann.

Die Herstellung von Glas ist eine heiße Angelegenheit. Rund um die Uhr sind die Schmelzwannen von Schott in Betrieb und erreichen dabei Temperaturen von bis zu 1.700 Grad. Beheizt werden die Wannen vor allem mit Erdgas. Künftig möchte Schott klimafreundlicher produzieren und testet deshalb in einem Pilotprojekt gemeinsam mit den Mainzer Stadtwerken erstmals die Beimischung von Wasserstoff.
Jens Schulte, Finanzvorstand Schott
„Wir erwarten, dadurch dass Glas ein sehr sensibles Material ist, Veränderungen möglicherweise zum Beispiel in der Produktqualität. Vielleicht bilden sich bestimmte Muster anders. Das muss man sehr sorgsam analysieren. Wir haben viele tausend Sensoren an unseren Wannen, die das dann im Einzelnen aufzeichnen.“
Ab August wird in einer der Schmelzwannen nach und nach bis zu 35 Prozent Wasserstoff eingesetzt. Mehr als 700.000 Euro kostet das Pilotprojekt, knapp die Hälfte davon übernimmt das rheinland-pfälzische Umweltministerium durch EU-Fördermittel. Die Landesregierung hält besonders in energieintensiven Branchen den Einsatz von Wasserstoff für sinnvoll.
Katrin Eder, Bündnis 90 / Die Grünen, Umweltministerin Rheinland-Pfalz
„Er ist relativ teuer. Er ist selten. Und deswegen müssen wir uns ganz genau überlegen, wofür wir so einen wichtigen Stoff wie Wasserstoff am Ende einsetzen. Man sollte ihn nicht verschwenden in Autos. Die können gut batterieelektrisch betrieben werden. Sondern die großen Nutzfahrzeuge, die schweren Maschinen oder eben industrielle Prozesse, dafür ist der Wasserstoff gut geeignet.“
Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine sind die Preise für Wasserstoff nochmal stark gestiegen. Momentan wäre der Einsatz in großen Mengen für ein Unternehmen wie Schott im Vergleich zu Erdgas ungefähr vier- bis fünfmal teurer. Langfristig rechnet der Glashersteller aber damit, dass die Preise sich denen von Erdgas anpassen und er den Wasserstoffanteil ausbauen kann.
Jens Schulte, Finanzvorstand Schott
„Perspektivisch können wir uns vorstellen, bis zu 100 Prozent unserer Produktion mit grünem Wasserstoff zu betreiben, wenn diese ersten Versuche gut sein werden. Selbst mit einem Drittel Wasserstoffanteil würden wir eben schon ein Drittel Erdgas einsparen und wir würden etwa in einer Größenordnung 15 Prozent unseres CO2-Ausstoßes einsparen. Also, das wäre schon eine Menge, insofern lohnt sich da jeder Versuch.“
Bis 2030 will Schott klimaneutral werden und ist dabei nach eigenen Angaben auf einem guten Weg. Seit 2019 habe man den CO2-Ausstoß um mehr als die Hälfte reduziert, unter anderem durch den kompletten Umstieg auf Grünstrom. Sollte das Pilotprojekt erfolgreich sein, hofft das Unternehmen darauf, seine Emissionen weiter dauerhaft senken zu können.