Gießerei Heger stellt Insolvenzantrag

Für manche Unternehmen kommen die Gaspreisbremse und weitere staatliche Finanzhilfen zu spät. Zum Beispiel für die Heger-Gruppe im rheinland-pfälzischen Enkenbach-Alsenborn. Das Traditionsunternehmen musste jetzt einen Insolvenzantrag stellen.

Es herrscht Flaute bei der Firma Heger. Das Unternehmen ist bekannt für seine Fertigung von Spezial-Gussteilen für Windräder. Dafür braucht es viel Energie. Immer wieder hat Geschäftsführer Johannes Heger in den vergangenen Monaten auf die immensen Preissteigerungen und die damit einhergehenden Belastungen für sein Unternehmen hingewiesen. Diese Woche hat der Firmenchef nun einen Insolvenzantrag in Eigenverantwortung gestellt.
Johannes Heger, Geschäftsführer Heger-Gruppe
„Die Energiepreise bringen uns um. Wir müssen erleben, dass wir da, wo wir bisher 100.000 Euro Stromkosten im Monat hatten, es in den letzten Monaten auf bis zu 700.000 Euro im Monat angestiegen ist. Auch wenn wir das an die Kunden weitergeben können, zu großen Teilen wenigstens: Wir müssen immer monatelang vorfinanzieren. Da kommt ein Familienunternehmen an seine Grenzen. Wir können das nicht mehr alleine stemmen.“
Die rund 200 Mitarbeiter müssten sich allerdings keine Sorgen machen. Während der Insolvenz in Eigenverantwortung behält die Geschäftsführung die Kontrolle über das Unternehmen. Zuletzt gingen kaum noch Aufträge ein – und das in einer vermeintlich lukrativen Branche wie der Windenergie.
Johannes Heger, Geschäftsführer Heger-Gruppe
„Unser Geschäftsmodell stimmt. Wir stellen sehr große Gussteile für Windräder her. Das können in Deutschland nur wenige. Wir werden gebraucht. Und tatsächlich, wenn jeder jetzt glaubt, dass dieser Bereich gerade boomt: Es ist tatsächlich anders. Wir haben Stornierungen von unseren Windkunden hinnehmen müssen. Es läuft gerade nicht rund. Und insofern trägt das gerade auch noch zur Situation negativ bei.“
Die geringe Nachfrage liege vor allem an der unsicheren Lage für Investoren: lange Genehmigungsverfahren und Unklarheit über Netzentgelte und somit die Rentabilität von Windkraftanlagen. Langfristig rechnet Heger aber mit einem Aufschwung und somit einer Wiederbelebung seines Geschäfts. Um im Herbst und Winter weitere Schicksale wie das seiner Firma zu vermeiden, nimmt er die Politik in die Pflicht.
Johannes Heger, Geschäftsführer Heger-Gruppe
„Wir sehen im Moment eine Krise, die von außen auf die Unternehmen wirkt. Wir haben kein Produkteproblem. Wir haben kein Profitabilitätsproblem, sondern externe Schocks bringen Firmen in Schwierigkeiten. Ich glaube, Politik kann jetzt sehr schnell darauf hinwirken, dass die Energiepreise zuerst gedeckelt werden und dann auch wieder sinken können. Ich glaube, Politik kann dafür sorgen, dass alles, was wir in Deutschland an Fördermitteln und -möglichkeiten sehen, ganz schnell all-in aktiviert wird und schnell bei den Unternehmen ankommt. Hier gilt bestimmt der Grundsatz: Das Handeln hört nicht auf, wenn es in der Presse steht, sondern erst dann, wenn es gemacht ist.“
Vielen Firmen dürften die Probleme der Firma Heger bekannt vorkommen. Immerhin: Hier ist man zuversichtlich, dass langfristig wieder alles einigermaßen rund läuft.