Gibt es bald Wein in Pfandflaschen?

Es gibt sie in Grün, Blau, Weiß oder Braun. Manche sind länglich, andere eher bauchig. Die Rede ist von Weinflaschen. Schätzungsweise 400 verschiedene Formen gibt es weltweit. Als durch den Ukrainekrieg die Lieferketten unterbrochen waren, wurden auch bei vielen Winzern hierzulande die Weinflaschen knapp. Ein Weingut aus der Pfalz hat sich deshalb eine Alternative für die klassischen Flaschen überlegt – und die ist dazu noch äußerst nachhaltig.

Not macht erfinderisch. Weil Winzer Ansgar Galler aus Kirchheim immer länger auf neue Weinflaschen zum Befüllen warten musste, suchte er nach einer Lösung. Und fand sie, in Form einer 0,5-Liter-Flasche.
Ansgar Galler, Bio-Winzer in Kirchheim (Pfalz)
„Die Flasche ist eine Longneck-Flasche aus der Bierbrauer-Szene, sag ich mal. Da war’s halt schon schwierig: Wo bekomm ich solche Flaschen her? Wer kann mir die Flasche füllen? Wer kann einen Kronkorken drauf verschließen? Also, das sind einfach so Dinge, die man dann bisschen um die Ecke denken muss außerhalb der Weinbranche einfach.“
Wie bei Bierflaschen üblich, zahlt der Kunde auf die Flasche Pfand. Sie kann in Supermärkten zurückgegeben und danach wieder neu befüllt werden. Damit ist sie nachhaltiger als klassische Weinflaschen.
Ansgar Galler, Bio-Winzer in Kirchheim (Pfalz)
„Die Flaschen werden meist wieder zurückgeführt in den Altglascontainer, werden wieder hochenergetisch eingeschmolzen und wiederverwertet. Klar, die Flasche geht nicht ganz verloren, aber die Nachhaltigkeit ist einfach bei dem Kreislauf, wenn man die Flasche einfach wiederverwendet. Das heißt, sie kommen wieder zurück, werden gespült und können bis zu 50 Mal wiederverwendet werden. Und dieses einheitliche System gibt es leider in der Weinbranche noch nicht.“
Und es ist auch nicht absehbar. Denn für ein einheitliches System gibt es zu viele verschiedene Flaschenformen. Dazu kommt: Mehr als die Hälfte aller Weine, die hierzulande getrunken werden, kommen aus dem Ausland.
Geschmacklich mache die neue Flasche keinen Unterschied, sagt der Winzer, und auch die Produktionskosten seien mit den bisherigen vergleichbar. Doch Weinkenner fragen sich, ob der Wein in Bierflaschen für die Verbraucher ein zu großer Kulturschock sein könnte.
Ernst Büscher, Deutsches Weininstitut
„Einfach weil Bier und Wein ja einen völlig anderen Hintergrund haben, auch das Konsumverhalten ein völlig anderes ist. Aber in einem Weingut kann es durchaus funktionieren, weil man es da seinen Kunden auch einfach erläutern kann.“
Zu kaufen gibt es die „Bier-Weinflasche“ zurzeit noch nicht. Ansgar Galler wird sie in ein paar Wochen bei einer Weinmesse in Düsseldorf erstmals präsentieren. Und der Winzer denkt schon weiter. Statt in Plastik- will er die Flaschen in Holzkisten verpacken, die er weiternutzen kann. Das sei nicht nur nachhaltiger, sondern auch optisch wesentlich vertrauter.