Gibt es bald Trüffel aus dem Soonwald?

Schon der Gedanke daran lässt jedem Gourmet das Wasser im Munde zusammenlaufen. Jetzt geht es um Trüffel. Das rheinland-pfälzische Seibersbach könnte zukünftig auf der Landkarte der Feinschmecker erscheinen. Dort züchtet ein Landwirt nun die begehrten und so wertvollen Pilze.

Auf diesem unscheinbaren Feld wächst unter der Erde etwas, nachdem sich jeder Gourmet die Finger leckt: Trüffel! Genauer: Burgundertrüffel. Im November 2020 pflanzt Job von Nell auf seinem Feld circa 2100 Setzlinge. Zum Beispiel Eichen und Haselbäume. Die Wurzeln der Bäume sind mit Trüffelsporen geimpft.
Dr. Ulrich Stobbe, Trüffelexperte
„Der Trüffel ist ein Pilz. Das sind Pilzfäden wie bei einem Gewölle. Das legt sich um die Wurzeln drumherum und verbindet sich mit dem Baum. Und der Trüffel gibt dem Baum mehr Wasser und Nährstoffe aus dem Boden und im Gegenzug erhält er vom Baum Kohlenhydrate, also Zuckerverbindungen. Mit denen kann er dann wachsen und kann letztlich auch die Fruchtkörper, also den Trüffel bilden.“
Für Job von Nell ist es die erste Trüffelplantage und nicht ohne Risiko. Eine Garantie, dass der Seibersbacher Boden für die Zucht geeignet ist, gibt es nicht.
Job von Nell, Trüffelbauer
„Das Hauptthema ist in der Tat, dass wir mit dem Trüffelanbau hier auch die eigenen Produkte, wie zum Beispiel Wildfleisch, also das Thema Essen und Trinken in so einer Region natürlich befördern können. Es hilft also sozusagen nicht nur uns und unseren Produkten, sondern auch der Region auf die Sprünge.“
Der Trüffelbauer aus dem Hunsrück hat sich für sein Vorhaben Unterstützung vom Bodensee geholt. Ulrich Stobbe hat sich auf das Züchten von Trüffeln spezialisiert.
Dr. Ulrich Stobbe, Trüffelexperte
„Wir haben hier Pflanzen, die sind wirklich sehr gut vom Trüffel besiedelt. Da ist ganz viel von dem Trüffelpilz im Wurzelsystem, sodass der Pilz eine optimale Ausgangssituation hat, um sich gut zu entwickeln und nachher auch wieder zu fruchten.“
Wenn alles nach Plan läuft, kann Job von Nell in etwa sieben Jahren mit den ersten Knollen rechnen. Diese werden übrigens nicht mit einem Trüffelschwein, sondern mit einem Trüffelhund gesucht. Aber es kann noch viel schief gehen. Aktuell haben es kleinere Tiere auf die Trüffel abgesehen.
Job von Nell, Trüffelbauer
„In dem Moment, wo dann die harten, kargen Zeiten kommen, dann fangen die Mäuse an, an die Rinde zu gehen, oder, wenn es eben die Wühlmäuse sind, die Wurzeln zu fressen. Und dann stirbt der Baum ab. Also eine große Mäuseplage bedeutet auch eine extrem hohe Gefährdung für die Anlage und die Pflanzen.“
Von Nell setzt jetzt auf Greifvögel, um den Mäusebefall zu bekämpfen. Diese möchte er in naher Zukunft auf dem Feld auswildern. In der Zwischenzeit kann er sich über ein kleines Zwischenergebnis freuen. Denn unter dem Mikroskop lassen sich erste Erfolge schon erkennen. Eine Probe der Wurzeln eines Setzlings zeigt: Der Trüffel wächst. Die Chancen,dass es in ein paar Jahren die begehrte Delikatesse aus Seibersbach geben wird, stehen also gut.