Gewappnet sein für die nächste Flut

In der Nacht zum 15. Juli 2021 brachte Starkregen nie gekannten Ausmaßes Leid und Zerstörung über die Bewohner des Ahrtals. Die Folgen: 134 Todesopfer. Zudem haben Hunderte ihre Häuser, Wohnungen, Betriebe und Existenzen verloren. Heute kam die Enquete-Kommission des rheinland-pfälzischen Landtags in verschiedenen Gemeinden im Ahrtal zusammen, um sich eineinhalb Jahre nach der Flut vor Ort mit Experten auszutauschen, wie künftig Katastrophen dieser Größenordnung verhindert werden können.

Welche Vorkehrungen müssen zukünftig getroffen werden, damit sich die schrecklichen Bilder aus dem Ahrtal nicht wiederholen? Und welche Einschränkung wird das mit sich bringen?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich seit Oktober 2021 die Enquete-Kommission.
Enquete, das ist Französisch und heißt „Untersuchung“. Aber anders als im Untersuchungsausschuss zur Flutnacht geht es bei der Enquete-Kommission nicht um die Aufarbeitung politischer Verantwortungsbereiche, sondern um notwendige Zukunftsstrategien zur Katastrophenvorsorge.
Dr. Lea Heidbreder, (Bündnis 90 / Die Grünen), Vorsitzende der Enquete-Kommission:
„Wir sehen auf jeden Fall: Extremwetterereignisse werden in ihrer Intensiät, in ihrer Häufigkeit zunehmen und wir brauchen Strategien, wie wir uns für die Zukunft gut aufstellen. Gerade im Bereich Hochwasservorsorge.“
Daher einer der Schwerpunkte: Die Neuordnung der Weinbaugebiete, wie hier in Dernau. Künftig sollen die Reihen von Weinreben nur noch parallel zum Fluss und mit einem Abstand von zwei Metern zueinander gebaut werden.
Sebastian Turck, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum
„Sie müssen sich vorstellen, dass vor der Flut die Zeilenrichtung, die Reben senkrecht zum Fluss, zur Ahr aufgezeilt waren. Und die Reben haben gewirkt wie Brücken, wie ein Hindernis. Und die Vorgaben der Wasserwirtschaft sind, dass die Zeilenrichtung gedreht wird, sodass im übertragenenen Sinne das Wasser durch die Zeilen durchfließen kann. Und das bedingt eine Veränderung der darunter liegenden Grundstücke.
Heißt: Mehr Sicherheit, weniger Anbaufläche. Ganze 60 Hektar Weinbaufläche wurden bei der Flut im Ahrtal zerstört. Davon sind 10 Hektar wegen neuer gesetzlicher Vorgaben künftig nicht mehr für den Weinbau freigegeben – um diesen Verlust auszugleichen, wird derzeit nach Ersatzflächen gesucht.
Der Enquete-Kommission gehören insgesamt elf Mitglieder aus sechs verschiedenen Fraktionen an. Darunter sowohl Vertreter der Landesregierung als auch der Opposition. Ihrer Meinung nach hat die Regierung in Sachen Umwelt-, Natur- und Katastrophenschutz die falschen Schwerpunkte gesetzt.
Gerd Schreiner, CDU, Mitglied Enquete-Kommission
„Wir haben zu oft beispielsweise Fragen des Naturschutzes Priorität eingeräumt und Fragen des Katastrophenschutzes hinten angestellt. Und das müssen wir in Zukunft ändern. Die Fragen des Katastrophenschutzes müssen in diesen engen Kerbtälern, die wir ja zum Teil in Rheinland-Pfalz haben, ganz schnell reagieren. Diese Fragen des Hochwasserschutzes müssen da Priorität haben.“
Am kommenden Freitag steht das Ahrtal erneut ganz oben auf dem Plan des rheinland-pfälzischen Landtags. Dann kommt der Untersuchungsausschuss zur Flutkatastrophe zu seiner voraussichtlich letzten Sitzung zusammen.