Getöteter Arzt – Urteil im Fall Steffen B.
Es war ein Kriminalfall, der weit über Rheinland-Pfalz hinaus für Aufmerksamkeit gesorgt hat. Der Arzt Steffen B. aus Gerolstein in der Eifel wird Ende 2022 als vermisst gemeldet. Im Juni vergangenen Jahres findet die Polizei seine Leiche. Die Lebensgefährtin, ihr zur Tatzeit 16-jähriger Sohn und dessen Halbbruder müssen sich vor Gericht verantworten. Heute ist das Urteil gefallen.
Emotionale Verabschiedung zwischen Mutter und Sohn vor dem Rückweg in ihre jeweiligen Gefängnisse. Wie schon den gesamten Prozesstag weint sie bittere Tränen.
Neun Jahre Jugendstrafe wegen Mordes lautet das Urteil für Steven L. – sechs Jahre für seinen Halbbruder Mike W. Damit bleibt das Gericht knapp unter der Forderung der Staatsanwaltschaft. Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass beide Steffen B. im gemeinsamen Haus aufgelauert, ihn mit zahlreichen Schlägen mit Baseballschläger und Schraubschlüssel attackiert und ihn mit Kabelbindern um den Hals gewürgt haben. Das Opfer stirbt an schweren Kopfverletzungen und Ersticken.
Eric Samel, Oberstaatsanwalt Landgericht Trier
„Die Tat Ausführung selbst kann man sicherlich als brutal bezeichnen. Ganz besonders hervorzuheben ist aber natürlich auch das Nachtragverhalten und das betrifft in diesem Fall alle drei Angeklagten, die hier in akribisch Weise versucht haben, alle Beweise beiseite zu schaffen.“
Der Staatsanwalt hatte für die damalige Freundin des Arztes wegen Mittäterschaft auf sieben Jahre und sechs Monate Haft plädiert.
Das Gericht kann Julia L. aber keine konkrete Beteiligung am Mordplan nachweisen und verurteilt sie heute nur zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und vier Monaten unter anderem wegen unterlassener Hilfeleistung.
Walter Teusch, Verteidiger von Julia L.
„Ganz allgemein bin ich zufrieden mit dem Urteil, weil der Hauptpunkt die Beteiligung am Tötungsdelikt seitens des Gerichts so objektiv beurteilt worden ist, dass sie dafür nicht verurteilt worden ist. Man muss überlegen, dass der schwerwiegende Teil bei dieser Entscheidung, der Teil der Entscheidung betreffen ihres Sohnes war. Und das belastet sie ganz enorm.“
Rückblick: Am 30. Dezember 2022 verabschiedet sich der Oberarzt Steffen B. an seinem Arbeitsplatz, dem Krankenhaus Maria Hilf in Daun. Danach wird der 53-Jährige nicht mehr gesehen und am 3. Januar von Kollegen als vermisst gemeldet. Am gleichen Tag findet die Polizei sein mit Benzin in Brand gesetztes Auto. Offenbar sollten so Spuren vernichtet werden.
Das Gericht stützt sein Urteil heute hauptsächlich auf das umfassende Geständnis von Mike W.
Thomas Zimmlinghaus, Verteidiger von Mike W.
„Er ist vom Verhalten her, das hat er gemerkt in der Hauptverhandlung, eher so ein Typ, der eher in sich gekehrt ist. Reue hat er dadurch gezeigt, dass er eben zur Tataufklärung maßgeblich beigetragen hat und ich denke das ist seine Art und Weise, wie er Reue auch aktiv gezeigt hat.“