Gesundheitsminister suchen Plan für den Corona-Herbst

Lange Zeit war es in der Pandemie selbstverständlich – vor jeder Veranstaltung, jedem Familienbesuch: ein Coronatest. Doch damit soll jetzt endgültig Schluss sein. Ab Juli wird es keine flächendeckenden, anlasslosen Gratistests mehr geben.

Das Gratisstäbchen für jedermann, es ist bald passé. Doch nicht jeder will darauf verzichten.
Jürgen Stumpf:
„Wenn ich auf Veranstaltungen gehe, wo mehrere Personen sind, mache ich immer einen Test, wenn’s geht. Auf jeden Fall. Also ab fünf Leute, immer Test.“
Leo
„Also, wenn ich mich mit Kumpels treffe und einer von denen ist krank, dann sagt er mal, lasst euch lieber testen, ich fühle mich gerade nicht so gut. Ich habe mich letzte Woche auch nicht so gut gefühlt, habe es auch nochmal genutzt.“
Doch Ende Juni ist Schluss. So haben es die Gesundheitsminister der Länder heute bei ihrem Treffen mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in Magdeburg entschieden.
Zum einen habe es viel Missbrauch gegeben. Es seien Tests abgerechnet worden, die gar nicht stattgefunden haben. Zum anderen:
Karl Lauterbach, SPD, Bundesgesundheitsminister
„Wo ein sehr geringes Risiko ist, dass jemand positiv ist, ist die Zahl der falsch positiven Befunde einfach zu hoch und daher ist das auch eine Maßnahme im Sinne der Qualitätsoptimierung der Tests.“
Künftig gibt es kostenfreie Coronatests nur noch für Menschen mit Symptomen, zur Präventivtestung in Pflegeheimen und Krankenhäusern, vor Großveranstaltungen und in Hotspots. Auch für Schwangere in den ersten drei Monaten und Geflüchtete aus der Ukraine sollen die Tests kostenlos bleiben.
Alle anderen müssen Coronatests künftig aus eigener Tasche zahlen.
Auf konkrete Schutzmaßnahmen für die kalte Jahreszeit konnten sich die Gesundheitsminister heute allerdings nicht einigen.
Unverständlich aus Sicht der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz.
Dr. Markus Mai, Präsident Landespflegekammer Rheinland-Pfalz
„Ich finde, das sind immer diese unnötigen politischen Ränkespielchen, das ärgert mich daran. Im Prinzip haben wir die Erkenntnisse, wir wissen, dass wir was tun müssen. Wir sehen ja jetzt, was passiert, wenn wir nichts machen, da haben wir ja steigende Infektionszahlen.“
Die Corona-Strategie für den Herbst soll am 01. Juli verkündet werden. Einen Tag nachdem der von der Bundesregierung beauftragte Expertenrat seine Bewertung der bisherigen Corona-Schutzmaßnahmen vorgestellt hat.
Markus Mai hofft auf entschiedene Maßnahmen, denn nach über zwei Jahren Pandemie arbeite das Pflegepersonal weit über der Belastungsgrenze.
Dr. Markus Mai, Präsident Landespflegekammer Rheinland-Pfalz
„Wir haben im Moment eine ganz neue Qualität derjenigen, die kündigen. Die kündigen nämlich nicht nur, dass sie sagen: ‚“Ich suche mir einen anderen Arbeitsplatz in der Pflege oder im Gesundheitswesen‘, sondern die kündigen und steigen aus dem Beruf aus.“
Und so bleiben mit Blick auf die kalte Jahreszeit viele Fragezeichen; Wie werden wir uns vorbereiten und ist unser Gesundheitssystem dem Infektionsgeschehen dann gewachsen? Sicher scheint zurzeit nur: der dritte Corona-Winter, er kommt.