Gesundheitsämter wieder am Limit

Seit dieser Woche gibt es in Hessen neue Corona-Regeln, seit letzter Woche schon in Rheinland-Pfalz. Events mit mehreren Tausend Menschen sind wieder möglich. Der Landrat des Kreises Bernkastel-Wittlich warnt: Die Kontaktnachverfolgung macht keinen Sinn mehr. Sein Gesundheitsamt sei wieder am Limit.

Die Tanzflächen in Rheinland Pfalz dürften sich am Wochenende wieder füllen. Möglich machen das die Lockerungen, die seit Sonntag gelten. Aber egal ob geimpft oder genesen, noch immer wird jeder seine Kontaktdaten hinterlegen müssen. Was seit anderthalb Jahren Pandemie gut eingeübt ist, hält der Landrat des Kreises Bernkastel-Wittlich für nicht mehr zeitgemäß.
Gregor Eibes, CDU, Landrat Landkreis Bernkastel-Wittlich
„Einzelverfolgung ist eine Strategie in einer Phase der Pandemie, wo Lockdown vorherrscht, wo die Kontakte weitestgehend eingeschränkt sind, aber in Zeiten der zunehmenden Freiheiten passt das nicht mehr. Und da muss man auch konsequent sein und sagen: Nein, wir wechseln jetzt in die sogenannte Schutzphase / Protektionsphase, wo nur noch überwiegend die vulnerablen Gruppen geschützt werden, eigentlich wie am Anfang der Pandemie. Dass man die schützt, die besonders gefährdet sind, und die, die sich nicht impfen lassen wollen müssen halt mit der Gefahr leben, in die sie sich dann auch letztlich freiwillig begeben“
Der Kreis hat dem Land mitgeteilt, die Kontaktnachverfolgung nicht mehr garantieren zu können. Im Gesundheitsamt in Wittlich läuft man den Lockerungen und damit den steigenden privaten Kontakten hinterher.
Dr. Hans-Christoph Schlichting, Gesundheitsamt Kreis Bernkastel-Wittlich
„Da hat ein einzelner Fall jetzt in der vierten Welle ein ganz anderes Bearbeitungsvolumen als noch vor einigen Monaten im Lockdown. Ich will den Lockdown auf keinen Fall wieder haben, aber für uns war damals der Ermittlungsaufwand um einiges geringer.“
Infektionen treten momentan vor allem in Schulen und Kitas auf, belasten damit auch die wenigen Testkapazitäten. Laut Gesundheitsamt seien diese Altersgruppen nun aber vernachlässigbar, der Fokus sollte stattdessen nur noch auf Kranken oder Alten, also Risikogruppen liegen.
Das Land will noch nicht auf die Kontaktnachverfolgung verzichten, hält diese weiterhin für wichtig. Im Kreis Bernkastel-Wittlich überlegt man, erneut die Bundeswehr um Hilfe zu bitten. Vier Kreise werden bereits von Soldaten bei der Nachverfolgung unterstützt.