Geplante Heizwende – Heizungsbauer im Stress

Die großen Pläne des grünen Bundesklimaschutz-ministers Robert Habeck verunsichern viele Bürger. Denn sie sollen ab dem nächsten Jahr keine reinen Gas– oder Ölheizungen mehr anschaffen dürfen. Neu eingebaute Anlagen müssen dann zu mindestens 65% mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Bestandsheizungen dürfen so lange weitergenutzt werden, bis eine Reparatur nicht mehr möglich ist. Seit diese Pläne bekannt geworden sind, klingeln die Telefone bei den Heizungs-bauern ununterbrochen.

„Guten Tag. Die Firma Henkel – Heizung und Sanitär. Simon Henkel.“
Bis zu 20 Neukundenanfragen gehen täglich bei der Bad Kreuznacher Heizungsfirma Henkel ein. Viele Anrufer wollen noch schnell eine herkömmliche Gasheizung einbauen lassen, bevor das im nächsten Jahr nicht mehr möglich ist. Doch die Antwort ist meistens dieselbe.
„…da muss ich Sie leider enttäuschen. Das werden wir in diesem Jahr nicht mehr gemacht bekommen.“
Unter den Anrufern sind auch viele mit gut funktionierenden Heizungen. Nachdem die Bundesregierung ihre Pläne für die Wärmewende vorgestellt hatte, wollen diese jetzt ihre noch fast neuwertige Heizung gegen eine Wärmepumpe austauschen.
Simon Henkel, Heizungsbauer
„Hier können wir nicht mit beruhigtem Gewissen zu einer neuen oder auch zu einer Wärmepumpe beraten, denn energetisch gesehen macht es dann nicht wirklich Sinn hier ein fast neues Gerät zu demontieren, nur um zwingend eine Wärmepumpe zu installieren.“
Weil Bestandsheizungen auch in den nächsten Jahren noch genutzt werden dürfen, rät der Heizungsbauer dazu, diese Anlagen zu reparieren statt sich eine komplett neue Heizung anzuschaffen. Denn Ersatzteile für reine Gas– und Ölheizungen werden weiterhin verfügbar sein. Die von der Bundesregierung favorisierte Wärmepumpe hingegen, macht bei vielen älteren Häusern nur wenig Sinn.
Simon Henkel, Heizungsbauer
„Die Wärmepumpe funktioniert energetisch am sinnvollsten, wenn sie niedrige Temperaturen erzeugen muss und somit ist es in einem Bestandsgebäude, vor allem wenn es eben mit Heizkörpern betrieben wird und sehr viel Energie benötigt, oft nicht wirtschaftlich, eine Wärmepumpe zu betreiben.“
Das rheinland-pfälzische Energieministerium sieht das ähnlich und verweist auch auf andere Heizmethoden aus erneuerbaren Energien.
Katrin Eder, (B’90 / Grüne), Energieministerin Rheinland-Pfalz
„Es ist nicht immer nur die einzelne Lösung für ein Haus. So wie wir ja heute auch die großen Gasnetze haben, die ja auch mehrere Häuser miteinander verbinden. Also es gibt hier unterschiedliche Lösungen. Die müssen auch sein und deswegen ist die Verengung des Themas der Wärmewende auf die Wärmepumpe ein bisschen zu kurz gesprungen.“
Für Heizungsbauer Simon Henkel bedeuten die Pläne zur Wärmewende vor allem eines: viele Aufträge.
Simon Henkel, Heizungsbauer
„Dennoch sehe ich den Druck, der aktuell aufgebaut wird als kritisch, denn man handelt überstürzt – viele Kunden handeln überstürzt und investieren unter Umständen in Dinge, die nicht unbedingt sinnvoll sind.“
Katrin Eder (B’90 / Grüne), Energieministerin Rheinland-Pfalz
„Und deswegen ist es so wichtig, dass wir gute Beratungsstrukturen haben, die eben auch sagen: Das ist die individuelle Lösung für dein Haus. Und ich bitte da wirklich alle jetzt nicht in Panik zu verfallen, sich Unterstützung zu holen, wenn man über eine neue Heizung nachdenkt. Und es ist ja auch niemand gezwungen seine funktionierende Heizung jetzt rauszureißen.“
Der Bund will demnächst detaillierte Pläne für die kommunale Wärmeplanung vorstellen. Vielleicht kehrt dann am Telefon der Firma Henkel wieder etwas mehr Ruhe ein.