Geldautomaten werden immer stärker zum Ziel von Kriminellen

Komplett zerstörte Bankfilialen, zerfetzte Geldautomaten. Die Bilder sind überall gleich. Ob Oberursel, Bruchköbel, Eddersheim oder Dietzenbach. Nur eine kleine Auswahl von Orten, in denen zuletzt Geldautomatensprenger zugeschlagen haben. Da gibt es Kriminelle, die sich auf genau dieses Verbrechen spezialisiert haben – und das muss man leider sagen: Sie werden immer besser.

Vergangenen Mittwoch im südhessischen Oberursel. Spuren der Verwüstung nach der Sprengung eines Geldautomaten. Anwohner hören in der Nacht einen lauten Knall, kurz darauf flüchten mehrere Personen in einem dunklen BMW Richtung Bad Homburg. Sie erbeuten Bargeld in nicht bekannter Höhe. Die Fahndung blieb bislang erfolglos.
Geldautomatensprengen hat in Deutschland Hochkonjunktur. 414 Fälle zählte das Bundeskriminalamt im letzten Jahr – so viele wie nie zuvor seit Beginn der Statistik.
30 versuchte oder auch erfolgreiche Sprengungen davon alleine in Hessen, 35 im benachbarten Rheinland-Pfalz, das damit einen neuen Höchststand erreichte.
Die Kriminellen arbeiten nicht nur erfolgreicher, sondern auch immer riskanter. Denn statt auf Gas, setzen sie inzwischen vermehrt auf feste Sprengstoffe, die viel mehr Schaden anrichten.
Ibtasam Arif, Pressesprecher LKA Hessen
„Das heißt, sie haben sich dahingehend professionalisiert, dass sie auch das Risiko eingehen, mit größeren Explosionen zu hantieren, um an die Beute ranzukommen. Was man aber auch bedenken muss, ist, dass auch der Gebäudeschaden, das drum herum, auch sehr enorm ist und gleichzeitig auch eine sehr große Gefahr für die Täter selbst, aber auch für unbeteiligte Dritte davon ausgeht, nämlich Anwohner, die in unmittelbarer Nähe leben.“
Schon jetzt sind es in Hessen mit 42 Sprengungen oder Sprengversuchen mehr als im vergangenen Jahr. In Rheinland-Pfalz sind es aktuell 19 Taten.
Bei den Verdächtigen handelt es sich überwiegend um Personen aus den Niederlanden. Dort wurde in den letzten Jahren die Sicherheit der Geldautomaten verstärkt, sodass die Täter dort nicht mehr so leicht an Beute kamen – die holen sie sich nun bevorzugt im Westen Deutschlands.
Um den Gaunern künftig auch hierzulande ihr Geschäft zu erschweren, sieht die Polizei auch die Banken und Automatenaufsteller in der Verantwortung.
Ibtasam Arif, Pressesprecher LKA Hessen
„Beispielsweise dass Vernebelungssysteme installiert werden in den Banken, beispielsweise daas die Geldausgabeautomaten aufgerüstet werden mit Farbmarkiersystemen, gegebenenfalls Klebesystemen, die das Bargeld untauglich machen, sollte es zu einem externen Eingriff kommen. Dies sind alles Maßnahmen die das HLKA als hilfreich bewertet und diesbezüglich stehen wir auch mit den Banken, den Finanzdienstleitern, sowie den Aufstellern der Geldautomaten im Austausch.“
Auch massive Stahlbetonbauweisen wie diese in Hofheim am Taunus könnten eine Lösung sein, um den Sprengungen zu trotzen. Bis alle Banken aber ihre Mauern hochgezogen haben, wird es noch dauern und Oberursel sicher nicht der letzte gesprengte Geldautomat in diesem Jahr bleiben.