Geld für Opfer der Flutkatastrophe

15 Milliarden Euro umfasst die Aufbauhilfe des Bundes für die vom Hochwasser betroffenen Regionen in Rheinland-Pfalz. Privatpersonen, Unternehmen und Kommunen sollen damit den Wiederaufbau stemmen. Welche Kriterien und Regeln dafür gelten hat das Land heute bekannt gegeben. Doch zuvor gucken wir uns die Situation vor Ort im Ahrtal an.

Kein Stein liegt mehr auf dem anderen. Familie Schnitzler aus Dernau musste ihr Hotel Kölner Hof abreißen – die Flut vom 14. Juli hatte das Gebäude komplett zerstört. Peter Schnitzler führt den Betrieb seit 1999, stand für seine Gäste selbst hinterm Herd.
Peter Schnitzler, Inhaber Kölner Hof in Dernau: „Es fühlt sich schrecklich an. Also da kommen auch immer wieder die Tränen, wenn du das hier siehst. Die ganze Familie hat da – das ist seit 1896 im Familienbesitz – Herzblut reingesteckt, immer wieder n bisschen drangebaut, immer wieder modernisiert, dass es auf dem neuesten Stand war. Wir hatten in den letzten Jahren noch viel hier gemacht, damit meine Tochter das dann in einem Top Zustand übernehmen kann. Und dann – leider in einer Nacht weg.“
Ein wirtschaftlicher Totalschaden. Mit dem milliardenschweren Wiederaufbaufond wollen Bund und Land die Betroffenen nun unterstützen. Heute hat die Landesregierung in Mainz verkündet, welche Regeln dafür gelten. Bei Privathäusern sollen demnach bis zu 80 Prozent des entstandenen Schadens abgedeckt werden. Das gilt sowohl für die Instandsetzung als auch für den Neubau von zerstörten Gebäuden.
Malu Dreyer, SPD, Ministerpräsidentin RLP: „Vom Grundsatz her ist es so, wenn mein Haus zerstört ist, dass der Fond es ermöglicht bis zu 80 Prozent des Wiederaufbaus zu finanzieren. Und das bedeutet eben nicht die Frage, wieviel war mein Haus vorher wert, sondern was kostet es es wieder aufzubauen nach den modernsten Standards. Die Standards, die gesetzlich eben vorgegeben sind.“
Entgangene Mieteinnahmen können ebenfalls kompensiert werden. Für Schäden am Hausrat soll es eine Pauschale geben, die sich nach der Anzahl der Haushaltsmitglieder bemisst. Für zwei Personen beispielsweise 21.500 Euro. Wir fragen Anwohner aus dem Ahrtal wie zufrieden sie mit der Regelung sind.
Anneliese Osnowski, Anwohnerin: „Ich wär froh, wenn wir das bekämen. Ja. Das würde uns weiterhelfen.“
Rita Nelles, Anwohnerin: „Wir haben zwar auch Spenden bekommen aber wir brauchen, wenn wir jetzt irgendwann wieder zurückziehen Möbel. Es ist alles weg!
Georg Appel, Anwohner: „Es wäre schon natürlich wenig. Aber man kann natürlich nicht verlangen, dass alles bezahlt wird.“
Betroffene Unternehmen, Landwirte und Winzer können ebenfalls 80 Prozent der Reparaturkosten, Schäden an Betriebsgebäuden sowie den Marktwert von Einrichtung und Maschinen geltend machen.
Daniela Schmitt, FDP, Wirtschaftsministerin RLP: „Grundsätzlich sieht die Verwaltungsvereinbarung vor, dass 80 Prozent des Vermögenswertes vor Eintritt des Schadens erstattet werden. Und das wird ein Gutachter oder Sachverständiger dann feststellen müssen. Aber wir werden natürlich auch individuell schauen, wie ist das beispielsweise bei einer Gerätschaft, die einen niedrigen Zeitwert hat aber dem Unternehmer, dem Landwirt, dem Handwerker noch ganz ganz wertvolle Dienste erbringt und deshalb werden wir da auch nochmal bei Einzelfällen schauen müssen.“
Wieviel Geld wird wirklich erstattet? Komme ich zeitnah an einen Gutachter? Für Familie Schnitzler gibt es auch nach der Pressekonferenz immer noch Verunsicherung; vor allem weil erst noch darüber entschieden werden muss, ob sie ihr Haus überhaupt wieder an Ort und Stelle aufbauen dürfen.
Peter Schnitzler, Inhaber Kölner Hof in Dernau: „Uns läuft auch die Zeit davon so ein bisschen. Wir wollen was machen und dürfen noch nicht. Das ist ein Riesenproblem, was wir haben. Und ich will hoffen, dass es dann in der nächsten Zeit die Genehmigung kommt, dass wir wieder aufbauen dürfen.“
Ab Montag sollen Privathaushalte und Unternehmen Hilfen beantragen können. Was dafür notwendig ist und wohin sich Betroffene wenden müssen ist auf der Website wiederaufbau.rlp.de zu finden. Wann das Geld ausgezahlt wird, bleibt heute allerdings offen. Trotzdem, die Schnitzlers sind dankbar für die finanzielle Hilfe – sie hätten sonst vermutlich aufgeben müssen. Jetzt aber wird im Festzelt sogar wieder ein Restaurant improvisiert. Ein Zeichen dafür, dass es weitergeht.