Gefährlicher Bahnübergang in Frankfurt-Nied wird automatisiert

Fast eineinhalb Jahre ist es her, dass eine 16-jährige Schülerin am Bahnübergang in Frankfurt-Nied bei offener Schranke von einem Zug erfasst und getötet wurde. Ein Fehler der Schrankenwärterin, wie sich später herausstellte. Doch schon davor galt der Bahnübergang als besonders gefährlich – und das nicht nur, weil die Schranke hier manuell bedient werden muss. Heute hat die Deutsche Bahn mit umfangreichen Umbaumaßnahmen an Frankfurts gefährlichstem Bahnübergang begonnen.

Bahnübergang Frankfurt-Nied, Anfang Mai 2020: Die 16-jährige Cindy wird beim Überqueren der Gleise von einem Zug erfasst. Sie stirbt noch an der Unfallstelle. Auch ein Radfahrer und eine Autofahrerin krachen in den Zug: Beide werden schwer verletzt. Unfallursache: Eine unachtsame Schrankenwärterin.
Doch auch ohne menschliches Versagen kommt es am Bahnübergang in Nied fast täglich zu lebensgefährlichen Situationen. Keine Ampel, kein Signalton, kein Warnlicht – wie aus dem Nichts schließen sich plötzlich die Schranken.
All das soll nun anders werden: In einem ersten Schritt hat die Deutsche Bahn heute damit begonnen, die Anlage zu automatisieren. Zunächst werden Kabel verlegt, in den kommenden Tagen soll das Schrankenwärterhäuschen durch eine vollautomatische Anlage ersetzt werden. Seit Jahren setzt sich die Bürgerinitiative „Die Schranke muss weg“ dafür ein.
Heike Stoner, Bürgerinitiative „Die Schranke muss weg“
„Wir sind total happy, dass es gefruchtet hat. Dass die harte Hintergrundarbeit und Öffentlichkeitsarbeit jetzt das Resultat gebracht hat, dass es endlich losgeht. Und wir sind total geflasht.“
Spätestens am 11. Dezember soll am Bahnübergang in Nied alles automatisch funktionieren – inklusive Ampeln und Warnhinweisen. Die Anwohner sind erleichtert.
Caroline Beling, medizinische Fachangestellte
„Es hat ja schon sehr lange gedauert, bis jetzt endlich was passiert. Dass erst ein Mensch sterben muss.“
Jürgen Strauß, Rentner
„Dass es endlich losgeht, ist nach 100 Jahren eine ganz ganz tolle Erfahrung.“
Den Bahnübergang in Frankfurt-Nied gibt es schon seit 1888. Seit den 1960er Jahren gibt es Pläne, die Bahnstrecke zu untertunneln. Auch dieses Projekt ist inzwischen in greifbare Nähe gerückt: Bis zum Jahr 2027 will die Bahn gemeinsam mit der Stadt Frankfurt eine Unterführung bauen, die den gefährlichen Bahnübergang vollständig ersetzen soll.
Jetzt sind die Anwohner aber erstmal froh, dass überhaupt etwas passiert. Und sie hoffen, dass die neue vollautomatische Anlage auch dafür sorgt, dass der ewige Stau an den geschlossenen Schranken endlich ein Ende hat.
Heike Stoner, Bürgerinitiative „Die Schranke muss weg“
„Ich hoffe, dass die nicht wieder so geschaltet wird, dass die Schranke 20 Minuten zu ist – das wäre dann ne Katastrophe -, sondern dass die Technik das so aufbereitet, bzw. so programmiert wird, dass die Schranke jetzt höchstens mal zwei Minuten zu ist – drei, vier Züge durchfahren, die Schranke wieder hochgeht – und sich der Verkehr wieder beruhigen und abfließen kann.“
Bis die Umbaumaßnahmen am Bahnübergang in Nied beendet sind, kann es auch für Bahnreisende immer wieder mal zu Verzögerungen kommen: Während der Bauarbeiten wird die Bahnstrecke zeitweise voll gesperrt. Bis zu 250 Züge am Tag müssen dann umgeleitet werden.