Gedenkfeier für Alex W. in Idar-Oberstein

Fast drei Wochen ist es her: Ein 49-Jähriger soll in Idar-Oberstein einen Tankstellen-Kassierer erschossen haben, nachdem dieser ihn auf die Maskenpflicht hingewiesen hatte. Die kaltblütige Tat sorgte bundesweit für Entsetzen. Vor der Tankstelle, an der das 20 Jahre alte Opfer Alex W. gearbeitet hatte, legten viele Menschen Blumen nieder, die Anteilnahme war groß – und sie ist es immer noch. Zur Stunde findet in Idar-Oberstein eine große zentrale Gedenkfeier mit rund 500 Besuchern statt.

Markus Appelmann, Moderator: Da ist auch mein Kollege Marco Riehl, der mir jetzt live zugeschaltet ist. Marco, du warst zu Beginn noch drinnen bei der Gedenkfeier in der Messe Idar-Oberstein. Welche Eindrücke sind dir da hängen geblieben?
Marco Riehl, Reporter: Genau, den Anfang habe ich noch miterlebt. Es war von Beginn an sehr bewegend. Zu Beginn hat der Oberbürgermeister der Stadt Idar-Oberstein, Frank Frühauf, das Wort ergriffen, und er hat auch noch mal einen Einblick gegeben, wie schwierig die letzten zweieinhalb Wochen für die Stadt, aber auch für die Einwohner hier in Idar-Oberstein waren.
Erwartet wird auch noch, dass die Mutter des Opfers, die Mutter von Alex W., das Wort ergreift. Sie will von ihrem Sohn berichten und will berichten, wer er war. Es ist natürlich eine schwierige Situation auch heute für die Familie und für die Angehörigen.
Da ist zum einen dieses Bedürfnis, endlich mal Abschied nehmen zu können und das Ganze auch zu verarbeiten. Zum anderen will man auch Alex gewissermaßen ein Andenken bewahren. Es ist ja so, man will einfach zeigen, dass er beliebt war, dass hunderte Menschen gekommen sind zu seiner Trauerfeier. Und es gab ja auch eine bundesweite Aufmerksamkeit und Anteilnahme. Zum Beispiel ist auch heute die Bundesregierung, vertreten in Form von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner.
Diese Anteilnahme, die spürt man auch heute. Hunderte Menschen sind gekommen, sind hinter mir in der Messe in Idar-Oberstein. Viele weitere nehmen auch live per Stream an dieser Gedenkveranstaltung teil. Und es gab auch seit dieser Tat vor zweieinhalb Wochen verschiedene Aktionen und Veranstaltungen.
Zum Beispiel gibt es jetzt am Naheufer hier in Idar-Oberstein auch ein Graffiti, das an Alex erinnern soll. „Sein Name war Alex“ – das steht dort auf diesem Graffiti groß drauf. Und das ist auch die Botschaft, die heute von dieser Gedenkveranstaltung ausgehen soll, dass Alex nicht in Vergessenheit geraten soll.
Appelmann: Marco, diese Woche machte noch eine neue Meldung die Runde. Offenbar gibt es Hinweise, dass der Tatverdächtige im Moment der Tat unter Alkoholeinfluss stand. Was bedeutet das für den anstehenden Strafprozess?
Riehl: Das bedeutet in erster Linie, dass die Richter jetzt wohl prüfen müssen, inwieweit die Schuldfähigkeit des mutmaßlichen Täters beeinträchtigt war durch diesen Alkoholkonsum und ob er überhaupt schuldfähig ist. Das ist eine Frage, die jetzt geklärt werden muss. Eine andere Frage, die sich stellt: War der Mann ein Anhänger der Querdenker- und Coronaleugner-Szene und kann deswegen auch verurteilt werden oder war er einfach psychisch krank? Das ist ja auch die Frage. Bekannt ist ja bislang, dass er sich in verschiedenen Kanälen der sogenannten Querdenker- und Coronaleugner-Szene aufgehalten haben soll. Teile dieser Szene haben diese Tat auch im Anschluss instrumentalisiert und sogar bejubelt. Und da sind viele Fragen noch offen und da muss jetzt auch geklärt werden, wie steht das alles miteinander in Zusammenhang? Da werden jetzt Gutachten erstellt und Zeugenaussagen eingeholt und letzten Endes werden die Richter auf dieser Grundlage dann auch ein Urteil fällen.
Appelmann: Rund 500 Menschen nehmen zur Stunde Abschied von Alex W. Der Tankstellenkassierer, der im Streit um das Tragen einer Coronamaske non einem Kunden erschossen wurde. Danke, Marco, live aus Idar-Oberstein.