Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Heute ist der 27. Januar 2022. Heute vor 77 Jahren befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz. Daher wird heute auch an die Opfer des Holocausts, dem Massenmord der Nazis an Millionen Juden, Sinti, Roma und anderen Verfolgten gedacht. Es geht darum, sich zu erinnern und Lehren daraus zu ziehen. Gerade jetzt, wo der Antisemitismus in Deutschland wieder zunimmt. Der Landtag in Rheinland-Pfalz hat heute die Zeitzeugin Monique Lévi-Strauss eingeladen – um aus erster Hand zu erfahren, was damals passierte.

Stilles Gedenken statt lauter Diskussionen heute im Landtag von Rheinland-Pfalz. Doch Gedenken heißt nicht nur innehalten, sondern auch zuhören. Dieser Frau: Monique Lévi-Strauss. Die 95 Jährige Französin lebte als jüdische Jugendliche in Nazi-Deutschland. Genauer in Rheinland-Pfalz. 1944 legte sie in Prüm ihr Abitur ab. Im Landtag erzählt sie, wie sie damals mit ihrer Familie in Angst und Armut lebte. Über diese Zeit schreibt sie in ihrem Buch „Im Rachen des Wolfes“.
Monique Lévi-Strauss, Zeitzeugin der NS-Zeit
„Ich dachte immer, dass der Krieg eines Tages enden würde, und ich dachte nur daran. Und ich muss sagen: nichts anderes interessierte mich. Und meine Mutter war ziemlich mutig, weil sie die BBC, das ist der Sender von London, zuhörte. Obwohl Todesstrafe war, wenn jemand erwischt war, war sofort erschossen.“
Ihr Abitur am Regino-Gymnasium in Prüm war damals Nebensache. Heute setzten sich Abiturienten an Monique Lévi-Strauss alter Schule mit ihrer Geschichte auseinander. In einem Video arbeiten die Schüler die Zeit der Nazidiktatur in Deutschland auf und stellen Fragen.
Christoph Wagenknecht, Abiturient Regino Gymnasium Prüm
„Wie hat es sich damals angefühlt mit Menschen zusammenzuleben, die die Verbrechen an die Juden und den Holocaust entweder hingenommen haben ohne sie zu hinterfragen oder teilweise sogar unterstützt haben?“
Monique Levi-Strauss berichtet, dass viele Deutsche ihr geholfen hätten. Sie sagt, nur wenige hätten von den Gräueltaten in den Konzentrationslagern gewusst.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer betont, wie wichtig der Holocaust-Gedenktag ist. Er sei auch eine gemeinsame Verpflichtung für Demokratie und gegen Antisemitismus einzustehen. Auch Jüngere ruft sie auf, die Geschichte nicht zu vergessen.
Malu Dreyer, SPD, Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz
„Auf Sie und Ihre Generation kommt es jetzt auch an. Tragen Sie die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus weiter. Auch wenn die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen verstummt sind und wir ihre Zeugnis nur noch vermittelnd durch Wort und Bild wahrnehmen können.“
Noch gibt es Zeitzeuginnen wie Monique Lévi-Strauss, die über ihre Erfahrungen aus der Zeit des Nationalsozialismus berichten können. Um zu erinnern, zu mahnen und zu lehren.
Monique Lévi-Strauss, Zeitzeugin der NS-Zeit
„Es gibt keine Kultur, der einer anderen überlegen ist. Das müssen wir wissen. Es gibt auch keine Hautfarbe, die schöner ist als eine andere. Keine Augenfarbe, die schöner ist als eine andere. Wir müssen akzeptieren, dass es Leute gibt, die anders sind wie wir. Und die genauso ihr eigenes Leben haben, wie wir es haben. Das haben mir die Jahre in Deutschland gelehrt.“