Geburtstag in Krisenzeiten – EZB wird 25

Große Party gestern Abend im Frankfurter Ostend: Mit vielen prominenten Gästen hat die Europäische Zentralbank dort den 25. Jahrestag ihrer Gründung gefeiert. Seit einem Vierteljahrhundert wacht die EZB über die Stabilität unseres Geldes. Ein rundes Jubiläum in schwierigen Zeiten.

Bundeskanzler Olaf Scholz, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Bundesfinanzminister Christian Lindner und die früheren EZB-Präsidenten Jean-Claude Trichet und Mario Draghi – sie alle sind gestern nach Frankfurt gekommen, um gemeinsam mit EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf ein Vierteljahrhundert Europäische Zentralbank anzustoßen.
Olaf Scholz (SPD), Bundeskanzler
„Das ist ein sehr schöner 25. Geburtstag. Die Europäische Zentralbank, unser Euro haben eine gute Tradition begründet. Eine Währung, die ein ganz wichtiges Mittel der Integration unserer Europäischen Union ist. Eine Währung, die weltweit eine große Rolle spielt. Aber die auch ein Hort für Stabilität ist.“
Am ersten Juni 1998 hatte die EZB in der Mainmetropole ihre Arbeit aufgenommen. 25 Jahre voller Höhepunkte – und Krisen. Unvergessen: Die Einführung des Euro-Bargelds zum 1. Januar 2002. Inzwischen gemeinsames Zahlungsmittel für rund 350 Millionen Menschen in 20 Ländern der EU.
Doch spätestens die Wirtschaftskrise von 2008 und der Kraftakt zur Rettung des Euro-Mitglieds Griechenland haben gezeigt, dass die EZB nicht unverwundbar ist.
So wie die Währungshüter auch jetzt in Zeiten der Inflation vor der schwierigen Aufgabe stehen, den Euro und damit die Preise stabil zu halten.
Dass dabei nicht immer alles nach Plan läuft, ist bei der Geburtstagsfeier gestern Abend aber kein großes Thema. Die EZB feiert sich selbst – und erhält auch von den prominenten Gästen ein überwiegend positives Zeugnis für ihre Arbeit sowie die besten Glückwünsche für die nächsten 25 Jahre.
Philipp Stelzner, Reporter in Frankfurt
„Aber auch die schönste Geburtstagsfeier kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass beim Euro und bei der Europäischen Zentralbank vieles schiefgelaufen ist. Politiker haben hier 20 Volkswirtschaften zusammengeschweißt, die zu unterschiedlich sind. Sie zeigen wenig Interesse an einer einheitlichen Finanz- und Steuerpolitik. Sie missachten die vereinbarten Schuldengrenzen. Und sie haben die EZB dazu gedrängt, sich nicht nur um die Preisstabilität, sondern auch um die Finanzierung von Staaten zu kümmern. Inzwischen hat die Zentralbank so viele Billionen Euro in den Markt gepumpt, dass wir jetzt eine Rekordinflation haben. Kein Wunder, dass viele Experten sagen: Der Euro sei eine sehr gute Idee, die aber sehr schlecht umgesetzt worden sei.“