Gebühren für Nutzung von Waldwegen

Der Wald – ein Naherholungsgebiet für alle, die mal durchatmen wollen, die Lust auf einen Spaziergang oder eine Joggingrunde haben. Und das ist doch – würden Sie jetzt wahrscheinlich auch sagen – kostenlos, oder? Für Privatpersonen schon, aber für die gewerbliche Nutzung – also zum Beispiel für Laufkurse – können die Forstämter in Rheinland-Pfalz tatsächlich sogenannte Gestattungsentgelte verlangen. So geschieht es zurzeit im Ober-Olmer Wald bei Mainz.

Dehnübungen Samstagmorgen kurz vor 8 Uhr. Vorbereitungen für 9 Kilometer joggen durch den Ober-Olmer Wald. Die ehemalige Stabhochspringerin Carolin Hingst arbeitet seit Ende ihrer Profikarriere als Coach und Personaltrainerin. Regelmäßig gibt sie hier im Wald Laufkurse.
Carolin Hingst, Lauftrainerin
„Das Training mache ich jetzt schon seit über zehn Jahren, seit September 2013, da war der erste Kurs, und das hat alles immer reibungslos geklappt. Ich hatte in den letzten Jahren einen kostenlosen Gestattungsvertrag, der war unbefristet und, ja, wir haben uns wohlgefühlt, unser Training gemacht, es gab nie Probleme, es gab nie Diskussionen.“
Doch seit vergangenem Jahr erhebt das Forstamt Rheinhessen für angemeldete gewerbliche Veranstaltungen ein Gestattungsentgelt. Laut Landeswaldgesetz ist das zulässig. Rund 20 Anbieter sind betroffen, auch Carolin Hingst.
Leonie Münzer, Forstamt Rheinhessen
„Der Ober-Olmer Wald ist ein sehr kleines Waldgebiet mit 360 Hektar und hat zusätzlich noch einen europäischen und nationalen Schutz, das heißt, wir haben als Forstamt hier alle Veranstaltungen zu koordinieren, damit es nicht zu Belastungsspitzen für die Natur kommt und das ist ein sehr großer Aufwand für uns.“
Die Pflege des Waldes, der Zustand des Parkplatzes, regelmäßige Müllentsorgung – all das kostet. Deshalb sollen Kursanbieter wie Carolin Hingst zahlen, ursprünglich 10 Prozent der Bruttoeinnahmen.
Carolin Hingst, Lauftrainerin
„Unser Training ist wie ein Spaziergang, wie eine Wanderung, ist wie ein Radfahrer, der hier durchfährt. Also wir nutzen den Wald, wir machen nichts schmutzig, wir brauchen auch keine Absperrung, wir brauchen für unser Training auch keine Unterstützung, wir schleppen keine Trainingsgeräte in den Wald, wir machen nichts kaputt.“
Wer den Wald privat nutzt, muss nichts zahlen, wer kostenpflichtige Kurse gibt, schon. Für die Teilnehmer des Lauftrainings im Ober-Olmer Wald ist das unverständlich.
Jens Mohrherr, Laufkursteilnehmer
„Wenn es darum geht, uns fit zu halten, uns gesund zu halten, für die Volksgesundheit was zu tun und damit auch die Krankenkassenbeiträge nicht weiter ansteigen zu lassen und dafür noch Geld bezahlen extra – nee, sorry, da ist das gute Bier alle bei mir.“
Auf das Unverständnis hat das Forstamt Rheinhessen reagiert und fordert jetzt nicht mehr 10 Prozent der Bruttoeinnahmen, sondern eine geringere Pauschale.
Leonie Münzer, Forstamt Rheinhessen
„Wir warten jetzt darauf, dass wir eine Antwort erhalten und sind natürlich gesprächsoffen, wir wollen hier keine Schwierigkeiten bereiten, durch das Entgelt, das wir erheben möchten, und hoffen einfach, dass sich das Problem bald klärt.“
Carolin Hingst, Lauftrainerin
„Die Pauschale ist immer noch zu hoch, wir wollen einfach unser Training hier kostenlos weitermachen.“
Die Situation scheint festgefahren zu sein. Carolin Hingst und ihren Kursteilnehmern geht es ums Prinzip. Für sie ist der Wald für alle da und das ohne extra Kosten.