Ganztagsbetreuung stellt alle vor Herausforderung

Im Bundesrat wurde beschlossen, das Kinder zukünftig in Grundschulen länger betreut werden. Ab 2026 haben Kinder einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen. Nach langem Streit zwischen Bund und Ländern, hat der Bundesrat heute dem Gesetz zugestimmt. Doch nicht alle freuen sich über den Kompromiss.

In den Pausen toben die Kinder an der Trinkbornschule in Rödermark schon jetzt. Nach dem neuen Gesetz der Bundesregierung soll das bald auch nachmittags möglich sein. Ab 2026 haben Erstklässler einen Anspruch auf acht Stunden Betreuung, ab 2029 dann jedes Grundschulkind. Bund und Länder wollen so Familien entlasten, denn, wenn die Kinder von der Kita in die Grundschule kommen, haben viele Eltern, die Vollzeit arbeiten Probleme ihre Kinder zu betreuen. Der Verband Bildung und Erziehung begrüßt das Gesetzt, sieht aber einige Probleme auf die Schulen zu kommen.
Stefan Wesselmann, Vorsitzender Verband Bildung und Erziehung Hessen
„Für unsere Schule stelle ich mir das erst mal sehr schwierig vor, weil wir jetzt schon die Situation haben: Wir haben zwei Standorte und an einem Standort reichen jetzt schon die Betreuungsplätze rein räumlich nicht aus – om Fachpersonal mal ganz zu schweigen -, sodass Kinder nach dem Unterricht mit dem Taxi hier an den Standort gefahren werden. Also mir fehlt im Moment die Fantasie dafür.“
Zudem befürchtet er, dass unqualifiziertes Personal die Betreuung der Schüler übernimmt. Auch die hessische Landesregierung sieht darin eine große Herausforderung. Teilweise würden die Kommunen aber schon neue Grundschulen bauen. Das Land will für das geeignete Personal sorgen.
Alexander Lorz, CDU, Kultusminister Hessen
„Deswegen müssen wir die Jahre bis der Rechtsanspruch greift nutzen, um dann auch mehr pädagogisches Personal auszubilden. Dabei geht es aber nicht nur um Lehrerinnen und Lehrer. Auch da haben wir die Zahl der Studienausbildungsplätze deutlich erhöht. Aber es geht auch um die Qualifikation von Nicht-Lehrern, die aber pädagogisches Personal für den Ganztag sind. Das ist das was wir brauchen.“
Ausbau von Schulen, neues Personal. Das alles kostet auch viel Geld. Der Bund übernimmt zwar einen Teil der Kosten, doch laut hessischem und rheinland-pfälzischem Städtetag fehlen noch mehrere Milliarden Euro, um eine gute Betreuung zu gewährleisten.
Jürgen Dieter, Geschäftsführender Direktor Städtetag Hessen
„Wir haben die Sorge, dass vieles bei uns hängen bleibt. Wir haben die Hoffnung, dass das nicht der Fall sein wird. Das Land hat sich das Thema Ganztagsbetreuung der 6- bis 10-jährigen ja selbst auf die Fahne geschrieben, deswegen erwarten wir vom Land auch, dass es finanziert.“
Das Land zeigt für die Sorgen Verständnis.
Alexander Lorz, CDU, Kultusminister Hessen
„Die Kommunen sollten wissen, dass wir sie auf keinen Fall alleine lassen werden. Ich glaube, die Finanzierung durch den Bund ist jetzt eine sehr gute Grundlage, und es gibt ja auch eine Revisionsklausel. Das heißt, wenn sich die Dinge wirklich ganz anders entwickeln, dann wird man nochmal drauf schauen und nachbessern.“
Die nächsten Jahre werden also entscheidend sein, ob das Gesetz für die Ganztagsbetreuung an Schulen ein großer Wurf wird. Fest steht aber schon jetzt: Es bleibt noch viel zu tun.