Fünfter Jahrestag des Anschlags von Hanau

Heute vor genau fünf Jahren wurde Hanau durch einen schrecklichen Anschlag erschüttert. Am 19. Februar 2020 erschoss ein 43 Jahre alter Deutscher in der Innenstadt neun Menschen mit Migrationshintergrund, anschließend tötete er noch seine Mutter und sich selbst. Im Rahmen einer Feierstunde gedenkt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier heute in Hanau der Opfer – gemeinsam mit den Angehörigen.

Seit dem 19. Februar 2020 ist in Hanau nichts mehr, wie es mal war: Neun junge Menschen aus Einwandererfamilien wurden von jetzt auf gleich aus dem Leben gerissen. Fünf Jahre ist das jetzt her – nur die Erinnerung lebt noch weiter. Die schrecklichen Morde, so Ministerpräsident Boris Rhein, seien eine immerwährende Mahnung an uns alle, Hass und Hetze in unseren Reihen nicht zu dulden – egal aus welcher Richtung.
Boris Rhein (CDU), Ministerpräsident Hessen
„Diese eine Nacht hat das Leben für immer verändert. Ich würde mir sehr wünschen, es würde Worte geben, die ihre Trauer lindern können. Aber es ist mir sehr bewusst: Es gibt diese Worte nicht. Es gibt keine Worte, die ihre Trauer lindern können. Und der Schmerz bleibt. Aber wir fühlen mit ihnen. Und auch das will ich sagen: Es macht mich sehr betroffen, dass es dem Staat nicht gelungen ist, diese schreckliche Tat zu verhindern.“
Leider, so der Ministerpräsident, müsse man feststellen, dass Hass und Hetze in den Jahren seit dem Anschlag eher noch zu- als abgenommen hätten. Auch, weil diese in unsere Gesellschaft allzu oft unwidersprochen blieben.
Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht den Angehörigen im Namen der Bundesrepublik noch einmal sein tiefstes Beileid aus – und mahnt zu mehr Menschlichkeit im Miteinander.
Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident
„Meine Damen und Herren, wir gedenken heute der neun einzigartigen Menschen, die vor fünf Jahren hier in Hanau von einem Rechtsextremisten brutal aus unserer Mitte gerissen wurden. Trauer, Schmerz und Mitgefühl machen uns aber umso entschlossener. Wir stehen zusammen, wir halten zusammen, wir wollen zusammen Leben. Das ist und bleibt die Botschaft von Hanau.“
Bei der Gedenkveranstaltung im Hanauer Kongresszentrum herrscht heute eine seltsame Stimmung. Zwischen Trauer und Anteilname, Zuversicht und Hoffnung mischen sich Wut und Enttäuschung. Denn noch immer fühlen sich die Angehörigen der neun Opfer nicht ausreichend ernst genommen. Sie verlangen Aufklärung – vor allem darüber, ob der Anschlag hätte verhindert werden können, wenn die Sicherheitsbehörden alles richtig gemacht hätten.
Emis Gürbüz, Mutter von Sedat Gürbüz
„Bevor der Untersuchungsbericht veröffentlicht wurde, entschuldigte man sich mit den Worten: ‚Wir konnten Ihr Kind nicht schützen.‘ Doch genau das hätten sie tun sollen. Ich akzeptiere diese Entschuldigung nicht.“
Mehrere Angehörige blieben der Gedenkveranstaltung heute aus Protest fern.
Für den Abend sind weitere Gedenkstunden an den beiden Haupttatorten in Hanau geplant. Auch viele Kirchen in Hanau laden zum stillen Gedenken.