Frühere Staatssekretärin Messari-Becker spricht über ihre Entlassung

Vor gut einem halben Jahr hat Hessens Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori seine damalige Staatssekretärin Lamia Messari-Becker entlassen – und den Schritt mit einem „nicht hinnehmbaren Fehlverhalten“ begründet. Angeblich soll die Expertin für nachhaltiges Bauen ihr Amt dazu missbraucht haben, bei einem Gespräch über die Abi-Note ihrer Tochter Druck auf den Schulleiter auszuüben. Dabei gibt es allerding dermaßen viele Ungereimtheiten, dass der hessische Landtag extra einen Untersuchungsausschuss zur Klärung des Sachverhalts eingerichtet hat. Heute hat die geschasste Staatssekretärin dort als Zeugin ausgesagt.

Lamia Messari-Becker haben die Vorgänge rund um ihre Entlassung schwer zugesetzt. Auch die Aussage im Untersuchungsausschuss fällt ihr heute nicht leicht. Gleichzeitig hat sie das Bedürfnis, die Dinge aus ihrer Sicht zu schildern – und lässt dabei kein gutes Haar an ihrem ehemaligen Vorgesetzen: Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori. Niemals habe sie ihr Amt missbraucht, um in privaten Angelegenheiten Druck auf andere auszuüben. Anders als  abgesprochen, habe der Minister sie als parteilose Staatssekretärin aber unter Druck gesetzt,  in die SPD einzutreten.
Oliver Stirböck, FDP, Landtagsabgeordneter: „Wenn es sich als richtig erweisen sollte, dass der Wirtschaftsminister gesagt hat, dass die Staatssekretärin nur im Amt bleiben kann, wenn sie das SPD-Parteibuch annimmt. Wenn sich das als richtig herausstellt, dann ist dieser Minister in diesem Amt nicht mehr tragbar.“
Klaus Gagel, AfD, Landtagsabgeordneter: „Die erste Erkenntnis ist, dass Frau Messari-Becker relativ glaubwürdig antwortet. Es gilt ja der alte Spruch: Wer lügt, braucht ein gutes Gedächtnis. Und sie kann doch sehr viele Sachverhalte sehr detailliert und auch sehr schnell beantworten.“
Unter Tränen schildert Lamia Messari-Becker, wie sehr sie und ihre Familie bis heute unter den Vorwürfen und ihrer Entlassung leiden. CDU und SPD nehmen Minister Mansoori in Schutz: Es gebe Hinweise , dass die Staatssekretärin nicht nur an der Schule, sondern auch beim Zahnarzt sowie bei einer Airline mit Verweis auf ihr Amt auf eine Sonderbehandlung gepocht habe – von ihrem Umgang mit anderen Mitarbeitern im Ministerium ganz zu schweigen.
Holger Bellino, CDU, Landtagsabgeordneter: „Was mir eben auffällt ist, dass schon Vermerke nach wenigen Wochen und Monaten zeigen, dass sie sich dort nicht angekommen fühlt. Und dass sie mit den verschiedensten Menschen dort Schwierigkeiten hatte. Es gibt Akten, die dieses wechselseitig belegen. Und das konnte sie nicht erklären, woher das kam.“
Im Moment steht im Fall „Mansoori gegen Messari-Becker“ also Aussage gegen Aussage – der Untersuchungsausschuss hat offenbar noch viel Arbeit vor sich.