Frankfurter Messe senkt Energieverbrauch

Über dem kommenden Winter schwebt auch weiterhin das Schreckensszenario: Energiekollaps und Blackout. In Frankfurt versucht sich die Industrie für den Ernstfall zu wappnen. Vor allem einer der größten Verbraucher: die Frankfurter Messe.

Christofer Starke bei einem seiner Rundgänge im Messekeller. Auf 3.000 Zählern behält der Energiemanager den Stromverbrauch im Auge. Der ist auf dem Messegelände im Jahr so hoch wie der einer kompletten Kleinstadt mit 40.000 Einwohnern. Jetzt will die Messe ihren Energieverbrauch etwa durch den Einbau moderner LED-Lampen um 30 Prozent senken.
Christofer Starke, Energiemanager Messe Frankfurt
„Wie kann ich Anlagen im Betrieb optimieren, so dass es für die Veranstaltungen keine Einschränkungen gibt, aber dennoch der Energieeffizienzfaktor steigt? Gleiches gilt natürlich auch für unsere Büroflächen und Verwaltungsgebäude.“
Zudem hat sich die Messe mit 16 Frankfurter Unternehmen zusammengeschlossen, um gemeinsam Energie zu sparen. Das Energieeffizienz-Netzwerk will in den kommenden zwei Jahren 40.000 Megawattstunden Energie einsparen, sonst hält die Industrie- und Handelskammer einen drohenden Blackout für möglich.
Detlev Osterloh, Geschäftsführer Industrie- und Handelskammer Frankfurt
„Die Sorge ist sehr groß. Viele versuchen ja jetzt schon, von Gas auf Erdöl oder Kohle wieder umzustellen, wenn das geht. Aber die größte Sorge ist, dass der Strompreis durch die Decke geht. Und das trifft vor allem die mittelständische Industrie, die produzieren muss und die dann nicht mehr wettbewerbsfähig produzieren kann.“
Der Frankfurter Energieversorger Mainova berät die Unternehmen, wie sie Energie sparen können. Doch Vorstandschef Constantin Alsheimer zeichnet für den kommenden Winter ein eher düsteres Bild.
Constantin Alsheimer, Vorstandsvorsitzender Mainova AG
„Wir werden eine angespannte Lage behalten, auch im nächsten Jahr. Aber möglicherweise etwas entlastet, wenn der Flüssiggasmarkt anspringt und wir den Infrastrukturzugang zu diesem Markt bekommen.“
Während die Mainova auf die neue Versorgung mit Flüssiggas hofft, setzt das Land Hessen mit seiner Landesenergieagentur auf Beratung zur Stromeffizienz. Die Bündnisgrünen in der Landesregierung befeuern in der Energiekrise zudem lieber klassische grüne Projekte.
Jens Deutschendorf, Bündnis 90 / Die Grünen, Staatssekretär Wirtschaftsministerium Hessen
„Natürlich müssen wir die erneuerbaren Energien so schnell wie möglich ausbauen. Da müssen wir zügig vorankommen und auch noch schneller werden, als wir es in den vergangenen Jahren gewesen sind.“
Zur Wahrheit gehört aber auch: Im bevorstehenden Winter helfen Zukunftsprojekte nicht. Die Messe Frankfurt hat einen ersten Schritt getan: Auf dieser Messehalle erstrecken sich auf 8.000 Quadratmetern über 5.000 Solarmodule. Die decken zwar einen Teil des Energiebedarfs ab, können einen Kollaps aber nicht ausschließen.
Christofer Starke, Energiemanager Messe Frankfurt
„Wer in der aktuellen Zeit einen Blackout prinzipiell ausschließt, würde lügen. Wenn man die derzeitigen Marktkennzahlen und auch die Speicherstände betrachtet, ist das ein Szenario. Aber wir sind, glaube ich, deutlich besser vorbereitet, als wir das noch vor drei oder vier Monaten waren.“
Doch auch wenn die Messe nun weitere Solaranlagen plant: Bei einem möglichen Energiekollaps im Winter kämen sie zu spät.