Frankfurter Flughafen durch Streik lahmgelegt

Wie bundesweit an fast allen Flughäfen, steht heute auch in Frankfurt der Flugverkehr still. Davon betroffen: Mehr als 1.100 Starts und Landungen und rund 150.000 Passagiere. Hintergrund ist der Tarifstreit der Gewerkschaft ver.di mit Bund und Kommunen. Am Freitag hatte die Gewerkschaft den Streik für heute angekündigt. Die Empfehlungen des Frankfurter Flughafenbetreibers an die Passagiere lautete daher heute: „Reisen Sie erst gar nicht an, kein Flieger hebt ab!“

Verlassene Check-In-Schalter und eine Anzeigetafel – voll mit gestrichenen Flügen. In Frankfurt ist ein Großteil der Passagiere angesichts des angekündigten Streiks erst gar nicht zum Flughafen angereist. Einige wenige sind dennoch im Terminal gestrandet und reagieren frustriert auf den Arbeitskampf. 17
Ute Kömpf, Passagierin aus Rickenbach
„Nee, also das ist zu krass. Ein ganzer Tag. Das kann man mal ein zwei Stunden machen, dann ist auch schon Chaos. Aber einen ganzen Tag find ich zu viel.“
Julian Linnemann, Passagier aus Rheda-Wiedenbrück
„Ich habe grundsätzlich schon Verständnis dafür, aber ich bin auch wieder der Meinung, dass es irgendwie schon auch weitergehen muss. Es muss weiterlaufen, es gibt auch andere Jobs, wo die Leute gerne streiken würden, das ist natürlich schwierig.“
Lisa-Marie Faul, Passagierin aus Günzburg/Bayern
„Läuft scheiße! Also wir haben heute eigentlich den Hinflug. Und wir haben eine E-Mail bekommen, dass der Flug nicht stattfindet, aber mehr auch nicht. Also kein Ersatzflug, keinde Updates, kein gar nix.“
Seit Mitternacht sind laut ver.di Beschäftigte aus dem öffentlichen Dienst der Flughafenbetreiber, den Bodenverkehrsdiensten und der Luftsicherheitsbereiche in verschiedenen Tarifkonflikten im Streik. Unter anderem die Forderungen an Bund und Kommunen: Acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber monatlich 350 Euro mehr, sowie drei zusätzliche freie Tage.
Christoph Miemietz, Gewerkschaftssekretär ver.di
„Wir streiken hier heute, weil wir nach zwei Verhandlungsrunden mit den Arbeitsgebern kein Angebot bekommen haben und die Arbeitgeber jetzt von einer Nullrunde sprechen. Sprich, keine Lohnerhöhung über zwei oder drei Jahre. Und dem wollen wir einen Riegel vorschieben, wir meinen es ernst. Der Frankfurter Flughafen hat in den letzten zwei Verhandlungsrunden nicht gestreikt. Wir gehen heute raus und setzen hier ein deutliches Zeichen, weil wir erwarten ein Angebot vom Arbeitgeber bei der nächsten Verhandlung am Freitag.“
Der Flughafenbetreiber Fraport reagiert mit Unverständnis auf den heutigen Streik.
Julia Kranenberg, Vorstand Fraport
„Aus unserer Sicht ist das Streikgeschehen zum jetzigen Zeitpunkt nicht nachvollziehbar. Aus unserer Sicht auch nicht akzeptabel. Es werden 13 Flughäfen gesamthaft bestreikt, einige schon zum zweiten Mal, obwohl die dritte Verhandlungsrunde lange terminiert ist.“
Fraport setze sich daher für eine Lösung am Verhandlungstisch ein – und diese müsse einerseits die Leistungen und Interessen der Beschäftigten reflektieren. Andererseits aber auch die angespannte, wirtschaftliche Situation der kommunalen Arbeitgeber und des Flughafenbetreibers angemessen berücksichtigen.
Kritik kommt auch vom Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft.
Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft
„Wir brauchen ein Streikgesetz, das den Rahmen vorgibt. Was ist zulässig und was ist nicht zulässig. Und wir halten es für völlig unverhältnismäßig, dass bei einem Streik im öffentlichen Dienst ganz überwiegend private Leute betroffen sind. Insbesondere wenn, wie jetzt, so was wie der Luftverkehr betroffen ist, kritische Infrastruktur, da ist es in den meisten europäischen Mitgliedsstaaten so, dass Mindesdienste aufrechterhalten werden müssen. Also man darf nicht alles zum Erliegen bringen.“
Zumindest müsse vor Streikbeginn ein Versuch der Schlichtung erfolgen. Diese und weitere Vorgaben könne die künftige Bundesregierung in einem Streikgesetz regeln. An der heutigen Lage ändert das aber nichts – auch am größten Flughafen Deutschlands soll der Warnstreik noch bis in die Nacht andauern.