Fotos aus dem Ahrtal auf den Wiesbadener Fototagen

Ein Ensemble bizarrer Skulpturen. Wie mahnende, stille Zeugen stehen sie inmitten einer geschundenen Landschaft. Es ist das, was die Flut zurückgelassen hat. Während der Aufräumarbeiten entstehen im Ahrtal abstruse Gebilde, die Kunst-Installationen gleichen. Durch ungeheure Kraft herausgerissene und bizarr verformte Eisenbahnschienen. Eckart Bartnik hat sie damals, kurz nach der Flut, fotografiert.

So sieht es exakt an dieser Stelle heute aus – und hier treffen wir den Fotografen. Und stellen die Frage: Darf man eine Katastrophe ästhetisch darstellen?
Eckart Bartnik, Fotograf: „Die Ästhetik des Schreckens – eine Frage, die in der Kunst oft schon behandelt wurde. Der britische Fotograf Simon Norfolk sagte: Erst mit Schönheit bekommt man eine gewisse Klarheit und sieht die Dinge so, wie sie wirklich sind. Dass möglichst viele Leute es genau auch so sehen, wie es eben nun mal passiert ist. Wir haben diesen Umbruch im Klima und je mehr Leute das realisieren, umso besser.“
Umbruch und Unsicherheit. Es sind: Unruhige Zeiten. Der Titel der 12. Wiesbadener Fototage. Neben den Flut-Bildern von Eckart Bartnik werden – wie hier am Schloss Biebrich – an insgesamt acht Orten in Wiesbaden Werke von 35 internationalen Fotografen ausgestellt. Die Themen: Von der Waffen-Flut in den USA bis hin zum Ukraine-Krieg.
Jürgen Strasser, Kurator und Organisator 12. Wiesbadener Fototage: „Als ich mir dieses Thema ausgedacht habe, waren die Zeiten unruhig. Mittlerweile muss man ja sagen: Sie sind nicht mehr unruhig, sie sind unglaublich beunruhigend. Wir haben den Matthew Abbott – da sind wir ganz stolz darauf, dass der sich bei uns beworben hat – der die verheerenden Buschfeuer in Australien fotografiert hat. Das sind Bilder, die man jetzt fast täglich auch bei uns im Fernsehen sieht. Dass das so eine Dynamik annimmt und das das Thema jetzt so auf den Punkt ist – das konnte man vor zwei Jahren so eigentlich nicht vorhersagen.“
Zurück im Ahrtal. An manchen Stellen, die Eckart Bartnik fotografiert hat, geht es sehr langsam voran. Die zerfetzte Markise im Herzen von Altenahr – sie hängt noch heute. Manche Orte wirken regelrecht verlassen, aufgegeben. Nicht sofort ersichtlich, wann es hier weitergeht. An anderen Original-Schauplätzen der Foto-Serie rollen die Bagger mittlerweile unermüdlich. Das Ahrtal – es soll wieder schön und richtig lebenswert werden.
Eckart Bartnik, Fotograf: „Das Beste, was man heute machen kann, ist eigentlich das Ahrtal besuchen. Es fangen jetzt bald wieder die Weinfeste an, man kann den Ahrsteig gehen, den Rotweinwanderweg. Wenn man hier die Gegend besucht – das ist das Beste, was man machen kann.“
Für Eckart Bartnik war das Ahrtal schon vor der Flut eine zweite Heimat. Und wird es bleiben. Es wird noch lange dauern, bis hier alle Zeugnisse der Katastrophe verschwunden sind. Schaurige Zeitdokumente, mit einem besonderen Blick festgehalten. Die Wiesbadener Fototage – sie laufen noch bis zum kommenden Montag, der Eintritt ist frei.