Forderungen der Wohnungswirtschaft an die neue Bundesregierung
Was bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD auch zur Sprache kommen dürfte, ist die Zukunft des deutschen Wohnungsmarktes. Denn der liegt bekanntlich am Boden – vor allem, weil einfach viel zu wenig neu gebaut wird. „An uns liegt das nicht“, sagt die Bauwirtschaft und fordert von einer neuen Bundesregierung, das Bauen in Deutschland endlich wieder einfacher zu machen.
400.000 neue Wohnungen im Jahr – dieses Ziel hatte sich die Ampelregierung vor nunmehr dreieinhalb Jahren in den Koalitionsvertrag geschrieben. Und ist damit krachend gescheitert: Gerade einmal 215000 Wohnungen wurden im Jahr 2024 in Deutschland tatsächlich gebaut. Für die hessische Bauwirtschaft liegt der Hauptgrund für das Scheitern auf der Hand: Es sind die unzähligen Vorschriften, die Bauvorhaben unnötig in die Länge ziehen, viel zu teuer machen – oder im schlimmsten Fall gleich ganz verhindern. Weil in den vergangenen beiden Jahren auch die Zahl der beantragten Baugenehmigungen dramatisch eingebrochen sei, stehe das ganz böse Erwachen am Wohnungsmarkt sogar erst noch bevor.
Gerald Lipka, Geschäftsführer BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland
„Dramatisch an den sinkenden Baugenehmigungszahlen ist einfach, dass nicht genehmigte Wohnungen einfach auch nicht in zwei oder drei Jahren gebaut werden können, so dass wir auf dramatische Entwicklungen eingestellt sein müssen. Und deshalb brauchen wir schnell ein Gegensteuern auch der neuen Bundesregierung.“
Das Zauberwort der Bauwirtschaft heißt dabei: Deregulierung. Etwa beim Gebäudeenergiegesetz oder auch beim Schallschutz. So sei es in vielen anderen Ländern üblich, Zimmerdecken und Wände deutlich dünner zu bauen als in Deutschland – in den Wohnungen sei es trotzdem angenehm leise.
Für den Vizepräsidenten der Vereinigung hessischer Unternehmerverbände, Thomas Reimann, steht fest: Wenn sich die neue Bundesregierung an den Reformen in einigen unserer Nachbarländer orientieren würde, könnten auch in Deutschland die Preise fürs Bauen wieder purzeln.
Thomas Reimann, Vizepräsident Vereinigung hessischer Unternehmerverbände
„Wir haben die Nordländer, die das gepackt haben, mit deutlich weniger Vorschriften deutlich günstiger zu bauen. Da ist die Zahl von 50 Prozent unserer Kosten im Raume, die man immer wieder hört. Wir haben es in Holland gesehen. Dort gab es die Baurechtsreform 2015, die dann 30 Prozent günstigeres Bauen darstellbar gemacht hat. Ich würde mir so etwas auch für Deutschland wünschen. Denn das kostet kein Geld und macht wieder schnell Wohnraum, mehr Wohnungen in Deutschland, die man dann auch zu bezahlbaren Preisen bauen und letztendlich auch mieten kann.“
Doch dafür müssten genau jetzt in Berlin die Weichen richtig gestellt werden.
Thomas Reimann, Vizepräsident Vereinigung hessischer Unternehmerverbände
„Ich würde mir wünschen, dass man jetzt gerade zu den laufenden Verhandlungen verstärkt auf uns hört. Und auch das Bauministerium in Berlin durchaus erhält. Und vielleicht mit hoher Fachkompetenz besetzt. Damit uns das in den nächsten vier Jahren gelingt, was uns in den letzten dreieinhalb Jahren nicht gelungen ist.“