„Flutwein“-Initiative im Ahrtal sorgt für Spenden in Millionenhöhe

Während es für die meisten deutschen Winzer mit der Lese jetzt richtig losgeht, gibt es für die Betriebe im Ahrtal weniger Grund zur Freude. Jetzt, in der wichtigsten Zeit des Jahres, haben viele keine Maschinen mehr, um ihre Trauben zu ernten und zu verarbeiten – wenn das Weingut denn überhaupt noch steht. Über das Projekt „Flutwein“ ist dank rund 47.000 Unterstützern eine ordentliche Summe Spenden zusammengekommen.

Verschlammte Weinflaschen als Dankeschön für die Spenden. Mit dem sogenannten „Flutwein“ haben Peter Kriechel und Daniel Koller fast 4,5 Millionen Euro gesammelt. Das Geld soll den mehr als 50 betroffenen Weingütern beim Wiederaufbau helfen. Bis zu 80 Prozent der Kosten für den Wiederaufbau will der Staat übernehmen.
Peter Kriechel, Initiator „Flutwein“
„Überwältigend. Also wir haben vielleicht mit viel gerechnet, aber mit dem, was da passiert ist, definitiv nicht. Die Zahl der Unterstützer ist für uns sehr sehr wichtig. Das habe ich auch immer wieder kommuniziert: Es gibt Hoffnung, da sind Leute, die denken an uns und wir werden nicht vergessen. Und das ist vielleicht sogar noch viel viel mehr wert als im ersten Augenblick die große Summe Geld, die wir natürlich auch dringend benötigen.“
Bis zu 80 Prozent des Aufbaus will der Staat übernehmen. Darüber hinaus sollen die „Flutwein“-Spenden den Winzern unter die Arme greifen. Doch bei der Auszahlung gibt es Probleme, die die Gemeinnützigkeit kosten könnten.
Daniel Koller, Aktion „Flutwein“
„Wenn wir dieses Geld Unternehmen auszahlen wollen, und zwar nicht nur wir, sondern alle NGOs, müssten wir uns eigentlich da durch Grauzonen antasten. Denn der Katastrophenerlass verbietet im Moment, aufgrund der mildtätigen Zwecke, die Ausschüttung dieser Spenden an ein Unternehmen. Wir können im Moment nur an Privatpersonen ausschütten.“
Hinzu kommt: Wenn die Initiatoren die Spenden vor den staatlichen Hilfen an die Betriebe weitergeben, wird das Geld verrechnet. Deshalb zahlen sie erst einmal nur dringende Soforthilfen aus, zum Beispiel für Löhne.
Daniel Koller, Aktion „Flutwein“
„Alle anderen Sachen, die Zeit haben, zum Beispiel das Aufforsten, Wiederaufforsten der Weinflächen, das sind Themen, die passieren später und da müssen wir jetzt eruieren, wie viel Geld wird zum Beispiel durch Versicherungen oder eben durch die staatlichen Zusagen abgedeckt, damit wir hier keine Überkompensation haben und im schlimmsten Fall auch die Verantwortung unseren Spendern gegenüber, mit Spendengeldern staatliche Kompensationen sozusagen schmälern.“
Auch wenn 4,5 Millionen Euro viel Geld ist – die Spenden können die Schäden nur zu rund 2 bis 3 Prozent decken. Bei der Flutkatastrophe wurden nicht nur viele Gebäude, Weinfässer und Maschinen zerstört. Auch 10 bis 15 Prozent der Reben hat die Flut verwüstet oder durch den kontaminierten Schlamm unbrauchbar gemacht.
Peter Kriechel, Winzer
„Der Sprint ist uns super gelungen, gerade vorneweg mit der Kampagne. Aber uns steht hier noch ein riesengroßer Marathon ins Haus und wird uns noch lange begleiten. Also, der Aufbau wird uns noch sehr sehr lange beschäftigen. Allein die Rebflächen, die wir wieder rekultivieren müssen – also bis da die ersten Erträge kommen, da sind vier bis fünf Jahre ins Land gezogen.“
Gerade der Wein ist es, der die Touristen ins Ahrtal gezogen hat. Und die braucht die Region, um langfristig wieder auf die Beine zu kommen. Da könnte der positive Nebeneffekt der Aktion „Flutwein“ helfen, denn sie hat das Ahrtal bekannter gemacht.