Flugverkehr und Klimaschutz

Am Frankfurter Flughafen werden jedes Jahr viele Millionen Tonnen Kerosin für startende und landende Flugzeuge gebraucht. Das Flugbenzin wird – bis jetzt – aus Öl hergestellt. Das schadet der Umwelt und das Öl muss importiert werden. Kerosin soll nun in Zukunft synthetisch hergestellt werden. Das hilft der Umwelt und befreit uns auch ein Stück aus der Abhängigkeit vom Rohstoff Öl.

 

Touri-Bomber und Frachtflugzeuge als Emissionstreiber. Das in Frankfurt getankte Kerosin macht ein Viertel des gesamten hessischen Energieverbrauchs aus. Und verschmutzt die Luft. Da alternative Antriebsmöglichkeiten für Flugzeuge zu schwer oder nicht leistungsfähig genug sind, heißt das Zauberwort künftig: Power-to-Liquid. Das ist künstlich hergestellter Kraftstoff.
Tarek Al-Wazir, (Bündnis 90 / Die Grünen) Verkehrsminister Hessen: „Wir müssen den Luftverkehr klimaneutral machen. Und das wird auf absehbare Zeit nicht mit der Batterie funktionieren können. Auch nicht mit der Brennstoffzelle. Deswegen geht es in Richtung synthetisches Kerosin.“
In Karlsruhe gibt es bereits eine Pilotanlage, um so einen Kraftstoff herzustellen. Nun soll in der Nähe des Frankfurter Flughafens im Industriepark Höchst die weltweit größte Anlage entstehen. Baustart ist noch dieses Jahr, ab Herbst 2023 soll das klimaneutrale Kerosin fließen. Und so funktioniert’s: Aus CO², Ökostrom und Wasserstoff erzeugt der Reaktor ein Gas, dass dann zu synthetischem Kraftstoff weiterverarbeitet werden kann. Für Flugzeuge ebenso wie für Autos und andere Transportmittel. Aber auch Häuser könnten damit beheizt werden statt mit herkömmlichen Öl.
Philipp Engelkamp, Geschäftsführer Ineratec GmbH: „Mit dem synthetischen Verfahren ist es möglich, statt der fossilen Kohlenstoffquelle Rohöl eben eine erneuerbare Quelle, nämlich CO² zu verwenden. Und damit den Kraftstoff CO²-neutral zu gestalten.“
30 Millionen Euro lässt sich die Karlsruher Firma den Bau kosten, das Land Hessen schießt aus Steuergeldern knapp 2 Millionen dazu. 3.500 Tonnen synthetisches Kerosin könnten jährlich in Frankfurt produziert werden. Da der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport zu Hochzeiten aber fast fünf Millionen Tonnen pro Jahr zum Auftanken verbraucht, ist das Pilotprojekt höchstens ein erster kleiner Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität. Das ist auch dem Verkehrsminister klar.
Tarek Al-Wazir (Bündnis 90 / Die Grünen) Verkehrsminister Hessen: „Es wird auch weiter um Verkehrsverlagerung und um Effizienz gehen. Also alles das, was nicht in die Luft muss, muss auf dem Boden stattfinden. Sonst werden wir das klimaneutrale Fliegen nicht hinbekommen.“
Prompt kommt auch erste Kritik aus dem Oppositionslager. Für die FDP im hessischen Landtag hätte die Anlage schon viel früher gebaut werden müssen. Zudem ist der synthetische Kraftstoff mindestens doppelt so teuer wie herkömmliches Kerosin. Dennoch will Ineratec bis 2035 fünf Prozent des europäischen Rohölbedarfs abdecken. Damit könnte auch Deutschland unabhängiger werden und der Frankfurter Flughafen zumindest etwas klimaneutraler.