Flipper-Weltmeisterschaft in Echzell

Erinnern Sie sich noch an den großen Flipper-Boom der Achtziger, als diese bunten Automaten an jeder Ecke zu finden waren? Was früher als „Kneipensport“ galt, erlebt inzwischen ein regelrechtes Revival – und das richtig professionell. Im hessischen Echzell ist heute die Flipper-Weltmeisterschaft gestartet.

Die silberne Kugel immer Fest im Blick. Nico Wicke ist passionierter Flipper-Spieler, und das bereits seit seiner frühen Kindheit. Seit 2009 nimmt der 32-Jährigen regelmäßig an Turnieren teil, nun geht’s für ihn zur Weltmeisterschaft. Eine ganz andere Hausnummer, trotz aller Erfahrung.
Nico Wicke, WM-Teilnehmer am Flipper: „Also ich habe jetzt die letzten paar Wochen mehr trainiert, auf jeden Fall. Weil es halt auch die WM ist und nicht einfach ein Flipperturnier. Aber wir haben ja auch Ligaspieltage, einmal im Monat. Wir treffen uns auch mit Freunden und flippern mal. Wir sind eigentlich ständig am Flippern.“
Tatsächlich fühlt man sich ein bisschen in die Achtziger zurück versetzt, wenn die Weltbesten wie zu Flipper-Hochzeiten die Kugeln flitzen lassen. 80 Teilnehmer aus 20 Ländern gehen hier auf Punktejagd, um den Flipper-König ausspielen. Und das bis zu 14 Stunden am Stück. Da ist höchste Konzentration und Fingerfertigkeit gefordert, fast wie im Leistungssport. Aber auch Strategie spielt eine große Rolle.
Henrik Maurer, Weltverband IFPA: „Ein Hobby-Spieler, der versucht, offensichtliche Ziele abzuschießen. Ein Profi-Spieler wird jetzt erstmal in Regionen schießen, wo der Ball sicher ist und nicht Aus gehen kann. Das ist der ganz große Unterschied. Je länger man die Kugel im Spiel hält, desto wahrscheinlicher ist es natürlich, dass man eine hohe Punktzahl erreicht.“
Damit bei der Punktejagd jeder die gleiche Chance hat, müssen die WM-Spieler an verschiedenen Automaten ran. Knapp 200 stehen dafür in der Halle bereit. Gastgeber ist Freddy Pika, er hat die Zockerbude mit Achtzigerflair im beschaulichen Echzell in der Wetterau aufgebaut. Ursprünglich als Museum mit einigen echten Klassikern. Inzwischen rennen ihm die Flipper-Begeisterten an speziellen Öffnungswochenenden regelmäßig die Bude ein. Der Boom scheint zurück.
Freddy Pika, Gastgeber Flipper-WM: „Wir öffnen um 15 Uhr und ab 14:30 Uhr haben wir eine Schlange vor der Tür. Wir verkaufen unsere Tickets inzwischen nur noch online und haben sie limitiert. Würde ich das nicht machen, hätten wir eine Menschenschlange bis zum Bahnhof und die letzten 100 müsste ich wieder heimschicken.“
Auch an der WM ist das öffentliche Interesse groß, das Turnier wird live im Internet übertragen. Bis Sonntag geht die Punktjagd. Zu den Favoriten zählt der frühere Weltmeister Johannes Ostermeier, der 21-jährige Münchner holte 2019 in Mailand den Titel. Aber auch Nico Wicke rechnet sich Außenseiterchancen aus. Er will es zumindest in die Top 10 schaffen – der besten Kugel-Jäger der Welt.