Filmportrait über Frankfurter Obdachlose

Frankfurt ist als Banken- und Wirtschaftszentrum bekannt, doch die Mainmetropole hat auch eine Kehrseite: Leben am Existenzminimum, Armut und Obdachlosigkeit. Wie sieht für Obdachlose das harte Leben auf der Straße aus? Ein Filmprojekt von und mit Obdachlosen zeigt nun ungefiltert ihren Alltag. Zur Filmpremiere kam auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser nach Frankfurt.

Prominenz und Kontrast im Luxuskino Astor: Nancy Faeser trifft Eintracht-Trainer Oliver Glasner. Dabei sollen an diesem Abend eigentlich sie im Mittelpunkt stehen: vier Obdachlose, die mit der Kamera ihren Alltag gedreht haben. Im Film „So sieht unser Frankfurt aus!“ erzählen sie ungeschönt aus ihrem Leben.
Andreas Schädlich, Obdachloser
„Ich möchte arbeiten gehen und meine Schulden abbauen. Ich will endlich meine Rechnungen bezahlen.“
Immer auf der Suche nach etwas Geld oder einem Schlafplatz. Stets belgeitet von der Angst, nachts überfallen zu werden.
Cristina Cristescu, Obdachlose
„Es gibt viele Menschen auf der Straße, die wirklich Hilfe brauchen. Sie sollten mehr Aufmerksamkeit bekommen. Das ist mir wichtig, deshalb habe ich bei dem Film mitgemacht.“
Cristina Cristescu kommt als einzige der vier Obdachlosen persönlich zur Filmpremiere. Vor sieben Jahren kam die Rumänin nach Deutschland, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Nun haust die inzwischen 47-Jährige in einer kleinen Holzbaracke und sammelt jede Nacht Pfandflaschen, bevor die Müllabfuhr kommt. Auch ihre Geschichte bewegt die Premierengäste.
Nancy Faeser, Bundesinnenministerin
„Vielleicht hilft dieser Film auch dabei, zu verstehen, warum Menschen auf der Straße leben müssen oder leben. Und was auch dazu geführt hat an persönlichen Schicksalen.“
Oliver Glasner, Trainer Eintracht Frankfurt
„Auch einfach mal diese Seite zu sehen. Dass es schon auch schwierige Schicksale gibt. Aber auch, wie bravourös diese Menschen damit umgehen.“
Angestoßen wurde das Filmprojekt vom früheren Nena- und FSV-Frankfurt-Manager Bernd Reisig. Mit seiner Stiftung „helfen helfen“ organisiert er jedes Jahr ein Weihnachtsgansessen für Obdachlose im Frankfurter Römer und will die Hilfsbedürftigen mehr in den Fokus rücken.
Bernd Reisig, Vorstand Stiftung „helfen helfen“
„Dass wir als Stadtgesellschaft akzeptieren, Armut ist ein Teil unserer Gesellschaft. Das ist nicht gut, es wäre schön, wenn wir das in den Griff kriegen würden, aber sie gehört zu uns und gehört nicht an den Rand, gehört nicht ins Dunkle geschoben.“
Auch die Frankfurter Filmstudenten, die den Film geschnitten und die vier Obdachlosen mit Kameras ausgestattet haben, wollen den Kinobesuchern ein möglichst reales Bild vom Straßenleben zeigen.
Christina Schardt, Regisseurin „„So sieht unser Frankfurt aus!“
„Einfach eine neue Idee davon bekommen, wie Obdachlosigkeit aussieht. Von unserer Seite sieht es oft etwas negativer oder klischeehafter aus, als es eigentlich ist.“
Cristina Cristescu etwa bezeichnet sich trotz aller Widrigkeiten als glücklichen Menschen, ein kleiner Hoffnungsschimmer im Film. Für einen Abend kann sie bei der Filmpremiere ihre Alltagssorgen mal vergessen, dann geht es für sie zurück in ihre kleine Baracke im Frankfurter Osten.