Fernwärme-Chaos lässt Menschen frieren

Schon seit Monaten herrscht im mittelhessischen Wetzlar eine ganz besondere Energiekrise. Dabei geht es nicht um die allgemein hohen Energiepreise, sondern um kalte Wohnungen, ein marodes Fernwärmenetz und einen insolventen Energieversorger. Schon seit August müssen 26 Häuser ohne warmes Wasser und ohne Heizung auskommen. Jetzt beginnt in Alsfeld das gleiche Chaos.

Kaltes Wasser, kalte Halle. Die Gebäude des Hessischen Turnverbands in Alsfeld können seit heute nicht mehr geheizt werden. Die Energieanlagen Betriebsgesellschaft ist insolvent und liefert kein Gas mehr. Eine schwierige Situation für den Verband, aber keine Überraschung.
Elena Möller, Vizepräsidentin Hessischer Turnverband
„Wir hatten aber schon die Situation, dass wir auch in dem vergangenen Jahr schon zwei Ausfälle hatten und das war für uns auch quasi die Ausgangslange, dass wir gesagt haben: Wir gucken eben schon und machen einen Plan B.“
Eine mobile Heizzentrale soll das Sportzentrum mit warmen Wasser und warmer Luft versorgen. Neben der Sportanlage sind aber auch 20 Haushalte betroffen. Für die Bewohner könnten mit Hilfe der Stadt bald mobile Heizungen angeboten werden. Jedoch zu hohen Kosten. Finanzielle Hilfe können sie von der Stadt nicht erwarten.
Stephan Paule, CDU, Bürgermeister Alsfeld
„Es gibt einfach rechtliche Gründe, dass die Stadt nicht als Energieversorger auftreten kann und es logischerweise im Januar auch noch keinen genehmigten Haushalt gibt. Selbst wenn es erlaubt wäre, hätten wir gar nicht das Geld dazu, aber grundsätzlich gilt, man kann ja nicht für die einen Bürger die Heizkosten übernehmen, für die anderen nicht.“
Mit dem Problem ist Alsfeld nicht alleine. In Wetzlar sind seit Monaten zahlreiche Kunden der EAG ohne Fernwärme. Auch für Familie Ploscariu spielt der Winter eine traurige Melodie. Seit August hat die Familie aus Wetzlar keine Heizung mehr. Nach monatelangem Bangen ist jetzt erst klar: ihr Fernwärme-Anbieter ist insolvent.
Gabriel Ploscariu, Anwohner
„Mir fehlen gerade die Worte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich ein Anbieter, ein Dienstleistungsanbieter sich so etwas leisten kann mit seinen Kunden so umzugehen wie keine Ahnung in Nordkorea oder so. Ich weiße es nicht. Ich kann mir so etwas in Deutschland nicht vorstellen.“
Um nicht zu frieren hat die Familie jetzt auf eigene Kosten einen Elektroheizkessel eingebaut. Dieser versorgt das Haus wieder mit Wärme. Jedoch über Strom. Da dieser nun 14 Cent teurer ist als letztes Jahr, rechnet Gabriel Ploscariu mit 400 Euro Mehrkosten pro Monat. Auch er bleibt auf den Kosten sitzen.
Ob das Fernwärmenetz überhaupt nochmal in Betrieb genommen wird, ist nicht absehbar. Denn das Wärmekraftwerk in Wetzlar ist schon kaputt, das in Alsfeld in schlechtem Zustand.
Stephan Paule, CDU, Bürgermeister Alsfeld
„Nach unserer Kenntnis der Heizzentrale, ist die so marode, dass sie im Prinzip voll abgängig ist. Das Gelände hier wurde in den 60er Jahren errichtet, Ende der 50er, Anfang der 60er und genauso ist die Wärmeversorgung. Da ist nie wirklich was dran gemacht worden. Mit anderen Worten: Das ist voll abgängig und müsste vollständig erneuert werden.“
So müssen der Hessische Turnverband und Familie Ploscariu wohl nach Alternativen Ausschau halten. Denn dass aus diesem Schornstein nochmal der erlösende weiße Rauch kommt, ist wohl unwahrscheinlich.