Feierlicher Abschied von Volker Bouffier

Der Neue kommt, der Alte geht. Volker Bouffier, der mit 70 Jahren bis dato dienstälteste Regierungschef Deutschlands, wurde gestern Abend am Wiesbadener Schloss Biebrich feierlich verabschiedet. Wie es einem mehr als zehn Jahre amtierenden Ministerpräsidenten gebührt, mit einer sogenannten Serenade, einer militärischen Ehrenbekundung.

„One Moment in Time“. Der einstige Olympia-Hit von Whitney Houston beschwört den Glauben des Menschen an sich selbst – uch in Krisenzeiten. Gespielt vom Kasseler Heeresmusikkorps, zu Ehren eines dankbaren und sichtlich gerührten Volker Bouffier.
Volker Bouffier, CDU, ehemaliger Ministerpräsident Hessen
„Ich denke an viele Weggefährten. Und heute besonders an die, die nicht mehr unter uns sind. Tja, meine Damen und Herren, Ämter kommen und gehen. Die persönliche Verbundenheit bleibt. Und natürlich auch die Erinnerungen.“
Bittere, aber auch schöne Erinnerungen. Eine teilt Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow. Er und Volker Bouffier haben vor 50 Jahren zusammen in einem Gießener Kaufhaus gejobbt. Viele Jahre später treffen sie sich als Amtskollegen im Bundesrat wieder.
Bodo Ramelow, Die Linke, Bundesratspräsident
„Und Volker kam, wie er immer kommt. Die Mundwinkel hingen ganz unten. Man dachte jetzt: Oh Gott, muss er es wirklich sein – der erste, der mir begegnet. Und auf einmal erspähte er mich und die Mundwinkel gingen ganz hoch. Und dann kam er mit dem Finger und sagte: ‚Ramelow, hahaha, wir waren bei Karstadt‘. Das Eis war gebrochen.“
Applaus und Standing Ovations für den hessischen Landesvater. Der dankt es seinen mehr als 600 Gästen aus Politik, Wirtschaft, Kirche und Gesellschaft. Mit einem Schwätzchen hier und viel Händeschütteln dort. Für gute Freunde und Nachbarn gibt es sogar ein Küsschen.
Malu Dreyer, SPD, Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz
„Volker Bouffier ist einfach ein durch und durch sympathischer Mensch. Man kann einfach sehr gut mit ihm reden. Und man kann gut diskutieren.“
Hendrik Wüst, CDU, Ministerpräsident Nordrhein-Westfalen
„Meine erste Begegnung mit Volker Bouffier ist viele, viele Jahre her. Ich war ganz jung in den Bundesvorstand der CDU gewählt worden und Jürgen Rüttgers hat ihn gebeten, mir mal was über Innenpolitik zu erklären. Und ich hatte mich auf eine Viertelstunde, halbe Stunde eingestellt. Er hat sich zweieinhalb, fast drei Stunden Zeit genommen. Und das hab ich immer in Erinnerung behalten. Er ist ein sehr den Menschen zugewandter Politiker.“
Roland Koch, CDU, ehemaliger Hessischer Ministerpräsident
„Er ist ein sehr zuverlässiger Mensch. Ein sehr guter Freund. Und auch einer, bei dem meistens die Stimmung gut ist, wenn er dabei ist.“
René Rock, FDP, Fraktionsvorsitzender im Hessischen Landtag
„Bouffier hat ja immer leidenschaftlich Basketball gespielt und seinem Verein in Gießen immer die Treue gehalten. Und da haben wir uns gedacht, das wär vielleicht eine super Sache, ihm mal so ein Trikot zu schenken. Und er ist ja auch ein großer Sportsmann, an Sport interessiert. Und Politik kann ja auch manchmal wie Sport sein. Man gewinnt, man verliert.“
Sportsmann und politisches Urgestein. Vom Hardliner zum Brückenbauer. Volker Bouffier blickt auf 40 Jahre Landespolitik zurück.
Tarek Al-Wazir, Bündnis 90 / Die Grünen), stv. Hessischer Ministerpräsident
„Deine politische Lebensleistung, dein Amtsverständnis als Ministerpräsident und dein unbedingter Einsatz für Hessen verdienen allerhöchsten Respekt.“
Christian Wulff, CDU), ehemaliger Bundespräsident
„Wie alle anderen hessischen Vertreter auch, hat er vor allem immer Hessen vertreten. Das ist auch richtig so.Aber auf der anderen Seite hat er immer einen Blick gehabt für internationale Fragen, für nationale Fragen. Hat immer Verständnis gehabt für Interessen des Bundes.“
Angela Dorn, Bündnis 90/Die Grünen, Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst
„Aus meiner Sicht hat ihn immer besonders gemacht, dass er erst mal ans Land gedacht hat. Und dann an die Partei.“
Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
„Er hat immer ein offenes Ohr gehabt. Auch für uns. Und wir können ja erahnen, wie viele da gezogen haben.“
Bodo Ramelow, Die Linke, Ministerpräsident Thüringen
„Ein Schwergewicht. 53 Reden hat er in 130 Plenarsitzungen im Bundesrat gehalten. Da gibt es keinen Vergleichbaren.“
Musikalisch endet der Abend mit Frank Sinatras „My Way“. Volker Bouffier, der die deutsch-amerikanische Freundschaft stets hochgehalten hat, ist seinen Weg gegangen. Davor verneigt sich an diesem Abend ein ganzes Land.