Fahrrad-Kontrolle in Offenbach

Kennen Sie den Unterschied zwischen einem E-Bike und einem Pedelec? Wer sich ein Elektro-Rad zulegt, weiß oft gar nicht, was er sich da ganz genau gekauft hat. Die Folge: Viele Radfahrer sind ohne die richtige Zulassung unterwegs. Künftig müssen sie deshalb jetzt häufiger mit Polizeikontrollen rechnen.

Große Fahrradkontrolle am Mainufer in Offenbach. Der Polizei geht es hier aber nicht nur um funktionierende Bremsen oder intakte Lichter. Die Beamten haben vor allem Elektroräder im Visier – und das ist komplizierter, als man denkt. Was der Volksmund oft als „E-Bikes“ bezeichnet, sind in Wirklichkeit sogenannte „Pedelecs“ mit einem unterstützenden Motor bis 25 Stundenkilometer. Alles darüber unterliegt strengeren Regeln, je nach Leistung.
So wie in diesem Fall: Der Fahrer hat nachträglich selbst einen Motor an sein Rad gebaut, einen Gashebel wie beim E-Scooter inklusive. Und das geht nicht so einfach.
Carsten Kehr, Leiter Fahrradstaffel Frankfurt
„Dieses Fahrzeug ist quasi fähig, allein durch das Betätigen des Gasgriffs sich vorwärts zu bewegen. Und damit ist es halt kein Pedelec, sondern ein Kraftfahrzeug. Braucht wie jedes andere Kraftfahrzeug eine Versicherung, eine Kfz-Haftpflichtversicherung. Und da es das nicht hat, liegen wir hier schon im strafbaren Bereich.“
Ein Sachverständiger muss prüfen, wie schnell das Rad fahren kann und welche Fahrerlaubnis nötig ist. Das Bike wird erst mal konfisziert. Für den einsichtigen Fahrer ein gebrauchter Tag: Er muss nun zusehen, wie er ohne Rad bis nach Ludwigshafen zurückkommt.
Gleich nebenan ist die Fahrt auch für diesen Herren beendet. Auch er hat einen selbstverbauten Motor ohne entsprechende Papiere. Da helfen auch keine Ausflüchte.
Dieter Pieroth, Eigentümer eines umgebauten Fahrrads
„Es ist so eine Box, damit kann man normalerweise schneller fahren. Es funktioniert aber nicht! Ich habe alles schon probiert. Es ist halt noch dran, aber es funktioniert nicht. Das ist alles.“
Ob funktionsfähig oder nicht, darauf können die Beamten keine Rücksicht nehmen. Insgesamt fünf Räder müssen sie an diesem Tag beschlagnahmen. Wohlwissend, dass sich viele Fahrer schlichtweg zu blauäugig ein Elektrorad zulegen.
Martin Bethge-Koch, Polizeipräsidium Südosthessen
„Oftmals wird der Kauf übers Internet bezogen, ohne eine Fachberatung vorher zu haben. Und der Nutzer, die Nutzerin wissen gar nicht: Was muss ich eigentlich beachten, um damit im öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen zu dürfen?“
Und Elektro-Räder bringen auch Gefahren mit sich: Während die Zahl der Unfälle mit herkömmlichen Fahrrädern in den vergangenen Jahren gesunken ist, verunglückten bundesweit zuletzt über 17.000 Pedelec-Fahrer im Jahr – acht Mal so viele wie noch vor zehn Jahren. Deshalb geht es der Polizei bei dieser Kontrolle auch darum, die Radfahrer zu informieren. Die meisten haben Verständnis.
Susanne Lutsch, Pedelec-Fahrerin
„Definitiv! Ich finde, das müsste viel öfter stattfinden. Und nicht nur im Stadtgebiet, sondern auch im Ländlichen. Denn da ist das Verständnis nicht auf allen Seiten da.“
Bei Harald Ross und Susanne Lutsch und gibt es nichts an ihren Rädern zu beanstanden. Sie können guten Gewissens ihre Radtour nach Bad Homburg fortsetzen.