Studiotalk zur Zinsentscheidung der EZB

Eva Dieterle spricht mit unserem Wirtschaftsexperten Philipp Stelzner.

Eva Dieterle, Moderatorin: Philipp, wie bewertest du denn die heutige Entscheidung der Europäischen Zentralbank?
Philipp Stelzner, stellv. Chefredakteur: Also ich glaube, je länger die EZB die Anhebung der Leitzinsen hinauszögert, desto größer macht sie die Probleme. Sie hat jahrelang riesige Summen in den Markt gepumpt, um die Wirtschaft anzukurbeln. Jetzt ist durch die Pandemie und den Krieg in der Ukraine die Warenproduktion weltweit ins Stocken geraten und wenn immer mehr Geld auf immer weniger Produkte trifft, dann steigen eben automatisch die Preise.
Diese Gefahr hat die EZB in vielen Fehlprognosen immer wieder unterschätzt. Und jetzt muss die EZB eigentlich dem Vorbild der US-Notenbank folgen, die Leitzinsen erhöhen und die Geldflut stoppen. Aber sie traut sich nicht, denn sie fürchtet sich vor einer Wirtschaftskrise in Europa. Und sie weiß: Höhere
Aber dadurch erfüllt die EZB ihre wichtigste Aufgabe nicht mehr, nämlich die Preise stabil zu halten. Dadurch verlieren wir alle an Wohlstand; wir können weniger kaufen als vorher, unsere Sparguthaben verlieren an Wert. Das alles wirkt wie eine Vermögenssteuer, aber nicht nur für die Reichen, sondern für alle.
Dieterle: Was kann der Verbraucher jetzt tun?
Stelzner: Also wenn die Waren teurer werden, dann können sich die Verbraucher nur einschränken. Sie sollten aber jetzt wirklich überall die günstigsten Angebote nutzen, auch das dämpft den Preisanstieg. Und wenn sie viel gespart haben, dann sollten sie nicht wie ein Kaninchen auf die Schlange starren und zuschauen, wie ihr Geld auf einem Sparbuch oder einem Tagesgeldkonto an Wert verliert, sondern gegen Inflation hilft nur investieren in Sachwerte. Das muss nicht gleich eine Immobilie sein, das können auch Aktien sein.
Wer in einen Aktienfonds investiert, der nicht aktiv gemanagt wird, sondern einfach das Geld auf über 1.000 der größten Unternehmen der Welt verteilt, der hat geringe Kosten und ein geringes Risiko. Ein solcher an der Börse gehandelte Aktienfonds, der Englisch abgekürzt ETF heißt, der hat keine so tollen Erträge, dass das die aktuellen Inflationsraten ausgleicht, aber ein solcher Fonds kann die Folgen der Inflation abmildern.
Dieterle: Viele wichtige Informationen von dir, Philipp. Vielen Dank dafür.
Stelzner: Gerne.