Extremsportler Joseph Heß: Rekordversuch im Rhein

Ihm ist es im Schwimmbad zu langweilig. Joseph Hess durchquert momentan den Rhein – von der Quelle bis zur Mündung. Das sind sagenhafte 1.232 Kilometer, die der Wirtschaftsingenieur in 24 Tagen bewältigen will. Und das wäre ein neuer Rekord. Neben der Bestzeit geht es bei diesem Projekt aber auch um die Wissenschaft. Wie sauber ist der Rhein? Und wie schafft ein Mensch eine solche extreme Herausforderung? Zwei Fragen, die auch noch beantwortet werden müssen. Momentan schwimmt der Extremsportler durch Rheinland-Pfalz.

Immer schön im Fluss bleiben: Zug um Zug arbeitet sich Joseph Heß in Richtung Nordsee. Sein Tagespensum heute: 62 Kilometer von der Loreley bis nach Rheinbrohl. Kurzer Boxenstopp am Deutschen Eck in Koblenz für ein Interview. 24 Tage Dauerschwimmen – zehn bis zwölf Stunden am Tag – von der Quelle bis zur Mündung – kostet das nicht Überwindung?
Joseph Heß, Extremsportler
„Also, ich kann generell ganz gut lange Strecken schwimmen. Im Pool wird mir da schnell langweilig. Und dann hab ich angefangen mit der Straße von Gibraltar. Und hab dann aber gemerkt – ja, ok, man trainiert da anderthalb Jahre darauf hin, und ist dann so in vier, fünf Stunden fertig. Und da ist dann schnell die Idee von größeren Projekten geboren.“
Vor fünf Jahren stand deshalb zunächst der deutsche Teil der Elbe auf dem Programm. Nun wagt sich Joseph Heß an den fast doppelt so langen Rhein. Immer an seiner Seite: sein Freund Andreas Meier im Kanu und ein Team im Begleitboot. Denn überall im Rhein lauern Gefahren.
Andreas Meier, Begleiter im Kanu
„Er konzentriert sich darauf, die Arme nach vorne zu werfen, wie er es immer nennt, während ich eben gucke: Welche Oberfläche hat das Wasser? Wo sind Buhnen? Wo sind Bojen? Wo sind Schiffe? Wo sind Passanten, die winken? Weil – das ist auch ein Faktor, der für ihn relevant ist.“
Denn nicht nur die Strömung treibt Joseph Heß Richtung Nordsee, sondern auch viele begeisterte Menschen am Ufer, die den Extremsportler anfeuern.
Marek Frank, Berufsschüler
„Ich finde es wirklich krass, dass er wirklich den Rhein längs langschwimmt anstatt quer. Man hört es ja sonst immer nur: Quer, einmal drüber. Aber er schwimmt ja wirklich den ganzen Rhein lang, einmal längs. Das finde ich wirklich krass.“
Eric Lemmer, Berufsschüler
„Schon ein bisschen verrückt von ihm. Aber auch auf jeden Fall eine sehr krasse Aktion von Joseph. Ich wünsche ihm viel Erfolg!“
Waren es im eiskalten Alpenrhein noch Untiefen und Strömungen, die dem Team zu schaffen machten, ist es nun vor allem der Schiffsverkehr. Immer wieder kommt es zu gefährlichen Begegnungen, die Joseph Heß und sein Team zu Ausweichmanövern zwingen. Und auch in anderer Hinsicht verändert sich der Rhein mit jedem Kilometer flussabwärts.
Joseph Heß, Extremsportler
„Wir sind an dem Quellsee gestartet. Da haben wir noch unseren Caravan mit dem Wasser ganz einfach beladen, weil das so sauber war. Und dann wird es natürlich zusehends trüber und schmutziger. Ich bin trotzdem überrascht, wie sauber der Rhein ist. Ich hatte auf der Elbe zum Beispiel Hautausschlag. Das habe ich hier noch nicht.“
Das Marathonschwimmen im Rhein wird von mehreren wissenschaftlichen Instituten begleitet. So nimmt das Team auf der Reise Wasserproben, die Aussagen über die Wasserqualität im Rhein ermöglichen. Zudem beobachten Sportphysiologen und -psychologen, wie sich die extreme Belastung von zehn bis zwölf Stunden Dauerschwimmen am Tag auf Körper und Geist des Extremschwimmers auswirken. Noch gehe es ihm hervorragend, sagt Joseph Heß. Und – er ist sogar deutlich schneller unterwegs als gedacht. Stand jetzt wird er sein Ziel Rheinmündung bei Rotterdam schon am 4. Juli erreicht. Zwei Tage früher als geplant und schneller als je ein Mensch vor ihm.