Extremschwimmerin will Ocean´s Seven meistern

Wenn Sie im Sommerurlaub schon mal ein bisschen im Meer geschwommen sind, wird ihnen aufgefallen sein: gegen Wellen und Strömung anschwimmen ist ganz schön anstrengend. Jetzt wollen wir Ihnen eine junge Frau vorstellen, die genau diese Herausforderung reizt. Nathalie Pohl aus Marburg hat sich der größten Herausforderung im Freiwasserschwimmen jetzt gestellt: die Ocean’s Seven.

Neuseeland, 1. März 2023. 26 Kilometer liegen zwischen der Nord- und der Südinsel – die Cookstraße. Unterwegs trifft Nathalie Pohl Haie und Delfine, schwimmt gegen die starke Strömung. Wassertemperatur: zwischen 15 und 18 Grad. Es ist bereits der dritte Versuch. Dann, nach sechseinhalb Stunden, hat sie es geschafft, sie erreicht das Ufer. Damit ist die sechste der sieben anspruchsvollsten Meerengen der Welt bezwungen.
Nathalie Pohl, Extremschwimmerin aus Marburg
„Direkt nach dem Schwimmen ist man jetzt nicht so, glaube ich, wie sich das Leute vorstellen und man denkt so: ‚Wow, geil, ich hab’s geschafft‘. Das dauert erst mal ein paar Tage, bis man das realisiert. Aber dafür ist es einfach so ein Moment, den man jetzt nicht vergisst. Also ich kann mich jetzt heute noch dran erinnern, wie ich damals beim Ärmelkanal aus dem Wasser gekommen bin und das ist jetzt 8 Jahre her.“
Die Ocean’s Seven, das sind sieben Meerengen auf fünf Kontinenten. Die größte Herausforderung, die es für Langstreckenschwimmer gibt. Schon als Kind ist Nathalie begeisterte Schwimmerin. Mit 13 bekommt sie ein Buch geschenkt über eine Frau, die den Ärmelkanal durchschwimmt. Seitdem ist es auch ihr großer Traum. 2016 geht er in Erfüllung. Und dann auch noch als schnellste deutsche Frau aller Zeiten.
Nathalie Pohl, Extremschwimmerin
„Als ich das dann geschafft hatte, war natürlich die Frage: ‚Okay – und was jetzt?‘. Und dann bin ich eben auf die Ocean’s Seven gestoßen, habe aber auch gemerkt, dass es ein sehr langer Weg ist dahin, um alle zu erreichen.“
Die Ausdauer trainiert sie täglich im Hallenbad. Um für Strömung, Wind und Wellen gewappnet zu sein, geht es regelmäßig zum Training in den Atlantik in Portugal. Die größte Herausforderung bei ihren Projekten: das kalte Wasser.
Nathalie Pohl, Extremschwimmerin
„Ich dusche schon seit Jahren nur kalt, dann ist es natürlich. Man versucht schon auch an Gewicht zuzunehmen, also vor diesem kalten Schwimmen habe ich immer so fünf, sechs Kilo, die ich wirklich zunehme, um einfach geschützt zu sein, weil ja kein Neoprenanzug erlaubt ist.“
Zwei Weltrekorde hat die 28-jährige Marburgerin bereits aufgestellt und auch als erste Deutsche den Kaiwi-Kanal in Hawaii bezwungen – er gilt als die härteste Strecke der Welt. 15 Stunden und fünf Minuten, in der Nacht, ohne Pause. Das Begleitboot als einzige Orientierung. Trainer Joshua Neuloh ist immer mit dabei. Seit elf Jahren bereitet er Nathalie auf die Herausforderungen vor.
Joshua Neuloh, Trainer von Nathalie
„Wenn Nathalie sich einmal was in den Kopf gesetzt hat, dann macht die das. Meine Aufgabe ist es tatsächlich mittlerweile, sie in gewissen Sachen eher zu bremsen auch im Training, gerade wenn sie mal kränkelt, gerade wenn es ihr nicht so gut geht.“
Doch gerade dieser Ehrgeiz ist es, dem sie ihren Erfolg zu verdanken hat. Sechs der Ocean’s Seven hat Nathalie geschafft. Jetzt fehlt nur noch der Nordkanal zwischen Irland und Schottland. Die letzten 34 Kilometer bis zum großen Ziel – doch es wird sicher nicht die letzte Herausforderung gewesen sein.