Extreme Energiepreise sind ein Problem

Die Energiepreise sind nach dem russischen Angriff auf die Ukraine stark gestiegen sind. Wenn Deutschland und die anderen westlichen Staaten ihre Sanktionen gegen Russland noch verschärfen, könnte das die Preise für Benzin, Heizöl und Erdgas noch weiter nach oben treiben. Was bedeutet die Preisexplosion für Unternehmer und Verbraucher? Können wir unsere Abhängigkeit von russischen Energielieferungen schnell reduzieren? Und was für Folgen würde ein kompletter Importstopp haben?

Noch laufen die Öfen in Wetzlar. Hier werden Werkzeug- und Baustahl gefertigt und bis zu 300.000 Tonnen Rohstahl im Jahr verarbeitet. Doch wegen der explodierten Energiepreise wird die Produktion im Stahlwerk bis Ende März vorübergehend gestoppt. 120 Mitarbeiter der Firma Buderus sollen zur Kurzarbeit angemeldet werden.
Buderus
„Aufgrund der weiteren extremen Kostensteigerungen für Strom und Erdgas durch den Ukraine-Krieg ist die Aufrechterhaltung einer kontinuierlichen Produktion […] zurzeit wirtschaftlich nicht sinnvoll. Aus diesem Grund sieht sich das Unternehmen gezwungen, die Produktion herunterzufahren.“
Die Krux: Hochöfen, die über 2.000 Grad heiß werden, dürfen nicht abgeschaltet werden, sonst könnte es an den Anlagen zu Millionenschäden kommen. Selbst auf Sparflamme verbraucht ein Hochofen immer noch rund 180 Gigawatt im Jahr.
Nur ein Beispiel, wie abhängig die deutsche Wirtschaft von russischen Lieferungen ist: 55 Prozent des Erdgases stammt aus Russland. Bei Steinkohle ist es knapp die Hälfte, beim Erdöl rund ein Drittel.
Noch gibt es dafür keinen Importstopp. Die Vereinigung hessischer Unternehmerverbände fordert, dass das auch so bleibt. Sonst sei die Versorgung ernsthaft gefährdet.
Dirk Pollert, Hauptgeschäftsführer VhU
„Weil wir kurzfristig nicht so schnell Ersatz bekommen, die Folgen wären fatal. Wenn dann die Produktionsbänder stillstehen in der Industrie, dann hat das versetzt auch Folgen im Handwerk, im Handel, in der Dienstleistung. Dann wären Insolvenzen und Personalabbau die Folge.“
Schon wird darüber diskutiert, ob Deutschland später als bisher geplant aus der Kohle- oder Atomenergie aussteigen soll. Die hohen Energie- und Kraftstoffpreise spüren aber nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Verbraucher. Viele sprechen sich dagegen aus, die russische Kriegskasse weiter zu füllen. Sie fürchten aber auch die Folgen eines Embargos für russisches Öl und Gas.
Bernhard Ensomo, Video-Editor
„Ich würde gerne sehen, dass man Putin abstraft. Denn gerade da macht er viel Geld mit. Aber trotzdem ist es natürlich schwierig, diese Entscheidung zu treffen. Irgendeine Alternative, dafür wurde ja seit 20 Jahren oder so nicht gesorgt. Wir hängen halt immer noch davon ab.“
Mareile Wackerbarth, Pädagogin
„Ich würde einen höheren Preis bezahlen, das würde ich. Aber meine Befürchtung ist, wenn wir auf das Öl und Gas verzichten, dass die Menschen in diesem Land das nicht lange aushalten.“
Angesichts der steigenden Energiepreise hat die Bundesregierung zuletzt höhere Heizkostenzuschüsse und Pendlerpauschalen beschlossen. Die dürften den Stahlarbeitern in Wetzlar, die um ihre Jobs bangen, allerdings wenig helfen.