Exground Filmfestival in Wiesbaden

Das zehntägige Festival zeigt unabhängige Produktionen aus 49 Ländern, darunter einige Premieren und Oscar-Einreichungen. Wir haben mit „Gina“, einem weiblichen Drei-Generationen-Porträt, einen aussichtsreichen Film bereits gesehen.

Filmausschnitt „Gina“
Ein Schicksal, mit dem sich die neunjährige Gina nicht abfinden will. Ständig kommt das Jugendamt und droht, ihrer Mutter Gitte die Kinder wegzunehmen. Die ist hochschwanger, heillos überfordert und suchtkrank. Eine Kindheit, geprägt von Armut und Verwahrlosung.
Filmausschnitt „Gina“
Eine harte Realität, erzählt aus der Sicht eines Kindes. Das lässt an diesem Abend keinen Zuschauer kalt.
Monika Kiss
„Es hat mich einfach ganz doll getroffen, eigentlich. Wie das Mädchen auch diese Verlassenheit rübergebracht hat und diese Sehnsucht nach Normalität.“
Leila Haas
„Ich habe zum Teil auch Kinder erlebt aus so ‘nem Milieu. Ich hab Theaterworkshops gemacht mit denen und wenn die am dritten Tag immer noch dasselbe T-Shirt anhatten oder auch so ein bisschen gemüffelt haben, da hab ich jetzt dran gedacht und das hat mich sehr traurig gemacht.“
Günter Huhle
„Wir haben in Wiesbaden ja auch eine sehr hohe Armut, Kindesarmut oder Altersarmut, von daher glaube ich, müssen wir an der Stelle schon mal ein bisschen genauer hinschauen, ja.“
Die Brücke schlagen, zum Publikum und zu einer oft übersehenen Alltagsrealität, dafür ist Ulrike Kofler extra aus Wien angereist. Die österreichische Filmemacherin ist selbst Mutter eines Pflegekinds.
Ulrike Kofler, Regisseurin und Drehbuchautorin „Gina“
„Was ich mir wünsche, ist, dass man diese Menschen, die eben nicht auf die gute Seite des Lebens gefallen sind, nicht verurteilt, sondern eher die Augen aufmacht, sich selbst vielleicht auch fragt, was kann man selbst machen, wie kann man behilflich sein. Und dann möchte ich schon zeigen, dass es auf jeden Fall Wege aus diesem Schicksalsrad gibt.“
Schon zum 37. Mal zeigt das exground filmfest in Wiesbaden Produktionen aus aller Welt. Aus über 2000 Einreichungen haben Andrea Wink und ihr Team 200 Filme ausgewählt. Aktuell im Fokus: Filme wie „The Landscape and the Fury“, die von Flucht und Vertreibung erzählen.
Andrea Wink, Leiterin exground filmfest
„Man darf halt bei diesem ganzen Thema, was gerade so hochpoppt überall, also nicht nur in Deutschland, in Europa, auch in den USA – man darf den Menschen nicht vergessen. Also, da ist ein menschliches Wesen hinter jedem Schicksal. Und deshalb finden wir das sehr wichtig, dass wir gerade zu diesem Zeitpunkt jetzt diesen Schwerpunkt haben.“
In diesem Jahr ist erstmals eine Amnesty-International-Jury an Bord, aber auch das Publikum darf mitentscheiden. In sechs Wettbewerben werden Preise im Wert von insgesamt 20.000 Euro verliehen. Wer sich vom vielfältigen Film- und Rahmenprogramm selbst ein Bild machen möchte, hat dazu noch bis Sonntag die Gelegenheit.