ESA steuert Sonde „Juice“ durchs Weltall

Rund ein Jahr ist es jetzt her, da hat sich die Europäische Weltraum-Organisation ESA auf den Weg in Richtung Jupiter gemacht, um dessen Monde zu erforschen. Denn die Wissenschaftler wollen untersuchen, ob dort Leben möglich ist oder war. 2031 soll „Juice“ ankommen. Um auf die richtige Bahn zu kommen, lenken die ESA-Ingenieure die Sonde in ein besonderes Manöver: Ein Vorbeiflug an zwei Himmelskörpern innerhalb kurzer Zeit. Gestern Nacht hat die Sonde den Mond passiert und in wenigen Stunden wird sie an der Erde vorbei fliegen. Eine heikle Angelegenheit, die es so noch nie gegeben hat, gesteuert aus Darmstadt.

Der Jupiter. Im Durchschnitt 800 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Die Sonde „Juice“ will mehr über ihn und seine Monde erfahren. Ein weiter Weg, der viel Treibstoff kostet. 20 Jahre lang haben die Wissenschaftler daran gearbeitet, die optimale Flugbahn auszurechnen. Um möglichst effizient und treibstoffsparend unterwegs zu sein, macht Juice sich die Anziehungskraft von Mond und Erde zunutze. Angela Dietz und Ignacio Tanco vom Europäischen Satellitenkontrollzentrum ESOC in Darmstadt leiten das Manöver. Wir treffen sie kurz vor dem Vorbeiflug.
Angela Dietz, Physikerin
„Wir kommen quasi von hinten von der dunklen Seite des Mondes, fliegen dann zuerst am Mond vorbei, relativ nah, so 750 Kilometer und dann einen Tag später nochmal 6000 Kilometer an der Erde vorbei. Und das wurde halt noch nie vorher gemacht und das hat auch einige Risiken. Also wenn es eine große Ablenkung am Mond gibt und wir den Punkt nicht genau treffen, wo wir hin wollen, dann kann das dazu führen, dass der Fehler sich multipliziert dann an der Erde. Das heißt, man könnte irgendwo enden, wo man gar nicht hin wollte.“
Den Raumfahrt-Ingenieuren bleibt nur wenig Zeit, die Daten auszuwerten und zu reagieren. Weil beim geplanten Start für Juice im April das Wetter nicht mitgespielt hat, konnte die Rakete erst einen Tag später abheben. Wäre die Verzögerung länger gewesen, wären Mond und Erde nicht mehr in der richtigen Position für beide Vorbeiflüge gewesen. Die dienen übrigens nicht dazu, Juice in Richtung Jupiter zu lenken, sondern in die entgegengesetzte Richtung.
Angela Dietz, Flugkontrollingenieurin
„Jetzt durch diesen Flyby machen wir tatsächlich eine Ablenkung ins Innere des Sonnensystems und wir bremsen ab, um im nächsten Jahr die Venus zu treffen, dort ein Flyby zu machen, um dann dort besonders viel Schwung zu holen, um dann wieder raus, also außerhalb der Erdumlaufbahn zu kommen.“
Juice steht für Jupiter Icy Moons Explorer. Von den fast 100 Monden des Gasriesen interessiert die ESA sich vor allem für drei von ihnen: Ganymed, Callisto und Europa. Unter ihrer Eiskruste vermuten die Forscher flüssiges Wasser, sogar ganze Ozeane.
Ignacio Tanco, JUICE Spacecraft Operations Manager
„Eines der Hauptziele der Mission ist, erst mal Jupiter zu erreichen und dann die Bedingungen für Leben auf seinen Monden zu untersuchen. Ich hoffe, wir kommen zurück mit sehr detailliertem Wissen und der Bestätigung, dass die Monde bewohnbar wären. Das würde Interesse für weitere Forschung wecken und wer weiß, eventuell können wir dann nachweisen, ob es in der Vergangenheit tatsächlich Leben dort gegeben hat.“
Den Mond hat Juice heute Nacht erfolgreich passiert, in wenigen Stunden geht’s vorbei an der zweiten Etappe Erde. Die Vorbeiflüge sind für die Wissenschaftler die erste Gelegenheit, auch die Instrumente der Sonde zu testen. Wie diese beiden Fotos zeigen, scheinen die beiden Kameras schon mal zu funktionieren.