ESA startet Programm zur Asteroiden-Abwehr

Vor 66 Millionen Jahren ist im heutigen Mexiko ein Asteroid eingeschlagen, ein Felsbrocken aus dem All mit einem Durchmesser von etwa 14 Kilometern. Dieses Ereignis hat laut Wissenschaftlern wahrscheinlich zum Aussterben der Dinosaurier geführt. Damit uns Menschen das nicht auch passiert, hat die europäische Weltraumorganisation ESA gestern ihre Planeten-Abwehrmission namens „Hera“ gestartet. Denn die Frage ist nicht ob, sondern wann der nächste Asteroid auf die Erde zusteuern wird.

Mehrere Millionen Kilometer von der Erde entfernt schwebt der Asteroid Didymos durchs All. Sein kleinerer Nachbar Dimorphos umkreist ihn. Rund 12 Stunden hat er bislang für eine Umkreisung gebraucht. Doch Dimorphos ist schneller geworden, eine halbe Stunde schneller. Was ist passiert? Vor 2 Jahren schießt die NASA mit ihrer Mission „Dart“ eine Sonde in den Asteroiden. Das Ziel: Dessen Flugbahn verändern. Doch mehr als, dass es geglückt ist, wissen die Wissenschaftler nicht. Zum Beispiel, warum sich die Flugbahn viel stärker verändert hat, als vorausgesagt. Dart wurde zerstört und konnte keinerlei Daten sammeln. Darum kümmern sich nun die Europäer: Die ESA hat jetzt ihre Sonde „Hera“ auf den Weg Richtung Didymos und Dimorphos geschickt. Hunderte Menschen verfolgen den Start der Rakete vor dem Raumfahrtkontrollzentrum ESOC in Darmstadt.
Holger Krag, Leiter Weltraumsicherheit-Programm: „Hera ist letztendlich die Mission, die uns erlaubt, dieses Experiment nachzuvollziehen und auch übertragbar zu machen auf den Ernstfall, das ist ja ganz wichtig. Wir wollen es nicht nur einmal testen, wir wollen es gemeingültig hinbekommen und dann auch wiederholen können im Ernstfall.“
Hera ist Teil des Weltraum-Sicherheitsprogramms der ESA. Neben Sonnenstürmen, die zum Beispiel das Stromnetz stören können oder Weltraumschrott, geht es eben auch um die Abwehr von Asteroiden, die auf Kollisionskurs mit der Erde sind.
Rolf Densing, Leiter Raumfahrtkontrollzentrum ESOC: „Die Erde ist enormen Gefahren durch Asteroiden ausgesetzt und das ist keine abstrakte Gefahr, sondern das passiert immer und immer und immer wieder und wenn man sich die Erde genau anschaut, dann ist über die Jahrmillionen die Erde übersät mit Kratern. Die sieht man nicht mit bloßem Auge, weil die mit Vegetation überwachsen sind, aber wir kennen die Bilder vom Mond zum Beispiel, wo es keine Vegetation gibt und da ist ein Krater an dem anderen.“
Doch um diese Feinde abzuwehren, müssen wir sie genau kennen. Hera soll deshalb mehr über die Beschaffenheit von Dimorphos herausfinden. Ist der Asteroid ein massiver Felsbrocken oder nur ein durch Schwerkraft zusammen gehaltener Sandhaufen?
Holger Krag, Leiter Weltraumsicherheit-Programm: „So etwas wie Hera werden wir wiederholen müssen, denn jetzt lernen wir einen Körper kennen, der repräsentativ ist für eine gewisse Anzahl an Asteroiden, aber nicht für alle. Wir müssen auch die anderen Typen verstehen und dann müssen wir noch erkennen können, um welchen Typ handelt es sich, wenn uns mal einer gefährdet und dann die richtige Methode auswählen.“
Mit 37 Prozent finanzieller Beteiligung unter den Mitgliedsländern ist Hera vor allem eine deutsche Mission. Insbesondere das Raumfahrtkontrollzentrum ESOC in Darmstadt spielt eine wichtige Rolle.
Josef Aschbacher, Generaldirektor ESA: „Die Bahn, um dort hin zu fliegen, die ja nicht eine gerade Bahn ist, sondern das sind ja Schlingen, die gemacht werden, um den Mars herum zum Beispiel, um auch die Mission zu beschleunigen und dann Richtung Didymos und Dimorphos zu fliegen und um dort anzukommen, ist sehr präzise Arbeit und das wird hier gerechnet in Darmstadt, das sind wirklich top Experten weltweit, die das möglich machen.“
In zwei Jahren soll Hera am Doppel-Asteroiden ankommen und mit der Forschung beginnen. Einer von vielen Schritten, um uns auf den Ernstfall vorzubereiten. Damit wir nicht eines Tages so enden wie die Dinosaurier.