Es darf wieder getanzt werden

Tanzen und feiern – für viele Jugendliche und junge Erwachsene gehört das eigentlich zum Leben dazu – doch in Pandemie-Zeiten war das oft nicht möglich. Seit Freitag ist das endlich wieder anders, denn da sind die neuen Lockerungen des Corona-Stufenplans in Kraft getreten. Dadurch dürfen in Hessen und Rheinland-Pfalz die Clubs und Diskotheken dürfen wieder öffnen. Feiernde müssen geimpft oder genesen sein und zusätzlich einen Booster oder einen aktuellen Coronatest nachweisen. Für viele Clubbesitzer ein lang herbei gesehnter Tag, denn in den vergangenen zwei Jahren durften sie ihren Betrieb nur für wenige Wochen überhaupt öffnen.

Endlich wieder tanzen bis spät in die Nacht. Den Gästen des Mainzer Rockclubs „Caveau“ sieht man an: Das Feiern hat ihnen in den letzten zwei Corona-Jahren ziemlich gefehlt.
Angelina Weber
„Bei mir war die ganze Studiumszeit Corona und jetzt kann ich endlich einen Mainzer Club besuchen.“
Jan Pastor
„Also, wir Studenten haben seit zwei Jahren immer alle Regeln befolgt, wir haben uns impfen lassen, dreimal, wir testen uns dreimal die Woche mindestens, und es ist einfach schön, mal wieder das alte Gefühl zu haben, dass es so ist, wie damals.“
Drei Stunden zuvor. Besitzer Wieland Wittmeier brieft seine Mitarbeiter für die Wiedereröffnung. Nach der langen Schließung fehlt die Routine. Die meisten Angestellten konnte Wittmeier zum Glück behalten. Trotzdem startet er mit gemischten Gefühlen in den Abend.
Wieland Wittmeier, Besitzer „Caveau“ Mainz
„Wir können endlich wieder aufmachen – zwei Jahre zu mit sechs Wochen Unterbrechung – und können endlich wieder eine Party machen. Gleichzeitig hab ich kein gutes Gefühl wegen dieser Ukrainekrise. Ich hab‘ es auch auf Facebook geschrieben, dass ich irgendwie, ja, Kopf gegen Herz gerade geht ein bisschen. Aber ich glaub‘ auch, dass es wichtig ist, dass man mal den Kopf frei kriegt, dass man mal was unternimmt, dass man mal weggeht.“
Dass für Besucher die 2G+-Regel gilt, macht ihm keine Sorgen. Letztes Jahr habe es da auch keine Probleme gegeben, als das Caveau im September für sechs Wochen öffnen konnte. Diesmal entfällt die Kontaktnachverfolgung, eine große Erleichterung bei der Einlasskontrolle. Die Hälfte des Eintritts dieses Wochenende spendet der Club an die Ukraine. Das kommt gut an bei den Besuchern, die sich bei all den schlimmen Nachrichten zurzeit über ein bisschen Ablenkung freuen.
Agata Kowalska
„Also, ich hab mich tatsächlich die ganze Zeit schon drauf gefreut, ich bin auch letztes Jahr 18 geworden und dachte mir so: ‚Oh ja, erst mal feiern gehen‘, und dann ging’s natürlich nicht wegen Corona hier, Lockdown und so weiter. Dann denke ich mir: ‚Ja, jetzt! Jetzt wird meine Zeit und jetzt bin ich hier, bereit, gute Laune.“
Selina Heimburg und Celine Bohnen
„Also, mein Studentenleben war halt nur Corona, also ich kenne es gar nicht anders.“ – „Man versteht die Maßnahmen auf jeden Fall, es ist aber auch schön, wenn man ein Stück seiner Jugend wieder leben kann.“
Am 20. März sollen dann voraussichtlich auch die Zugangskontrollen entfallen. Planungssicherheit gibt es für Club-Betreiber aber nicht.
Wieland Wittmeier, Club-Besitzer
„Wir sehen natürlich zu, dass die Lager nicht so voll sind, wir haben andere Lieferbedingungen jetzt vereinbart, dass wir Dinge zurückgeben können, dass es schon von vorne herein eingerichtet ist. Es ist auch mit unserem Verpächter so besprochen, dass wir eventuell die Pacht dann wieder aussetzen müssen.“
Die Bilanz des ersten Abends fällt eher enttäuschend aus. Für rund 200 Leute wäre Platz, gekommen sind nur ungefähr 80.
Wieland Wittmeier, Club-Besitzer
„Wir haben eigentlich erwartet, dass es voll wird. Also, so richtig voll. Und, naja, man sieht es halt hinter mir, es ist eine gute Party, aber es ist enttäuschend eher heute. Wir können auch nur raten, woran es liegt, wahrscheinlich, weil letzte Woche Fastnacht war.“
Der Club-Besitzer bleibt trotzdem optimistisch. Und immerhin – so haben die Gäste mehr Platz zum Tanzen.