Erzieher dringend gesucht

Immer mehr Kitas in Rheinland-Pfalz klagen, dass das Personal fehlt. Stress für die, die da sind, und für die Eltern. Das Problem hat die Politik erkannt. Die Bildungsministerin will jetzt eine Fachkräftekampagne starten. Experten sagen aber: Dazu muss sich auch der Job und der Verdienst ändern.

Eigentlich heißt es im Haus der Entdecker im rheinhessischen Zornheim: Spielen nach Lust und Laune. Egal wo. Doch heute ist das anders. Leiterin Kristin Starck-Fürsicht musste alle Gruppen auflösen und die Kinder zusammen draußen spielen lassen. Dazu hat die Kita verkürzte Öffnungszeiten und befindet sich im Notbetrieb. Drinnen können wir heute deshalb nicht drehen. Zwei Erzieher fallen aus, dazu sind seit längerem zwei weitere Stellen nicht besetz. So kommen auf 60 Kinder heute nur drei vollausgebildete Fachkräfte.
Kristin Starck-Fürsicht, Leiterin Haus der Entdecker
„Das tut einfach weh. Das muss man ganz klar so sehen. Weil da fehlt sowohl immer einer im Früh- und immer einer im Spätdienst. Also es ist schon echt eine Herausforderung, weil du dann wirklich einfach nur noch funktionierst. Sobald ein Kind aus der Reihe tanzt oder es einem Kind einfach nicht gut geht oder irgendwie ein anderes Bedürfniss heute hätte. Du merkst einfach wie zerrissen du bist, weil du der Sache einfach nicht 100% gerecht werden kannst.“
Mit einer neuen Fachkräftekampagne möchte die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig Zustände wie in Zornheim verbessern. Unter dem Motto „Werde Erzieherin oder Erzieher“ startet heute eine landesweite Plakatkampagne. Diese zeigen die Vorteile des Berufs und sollen so für ihn werben. Ziel ist es neue Kita-Fachkräfte zu gewinnen, aber auch ausgebildete Erzieher zum Bleiben zu bewegen. In drei Jahren gibt das Bildungsministerium dafür 1,5 Millionen Euro aus.
Stefanie Hubig, SPD, Bildungsministerin Rheinland-Pfalz
„Wenn wir es schaffen könnten, dass wir neben den 6.000 Menschen, die jetzt in der Ausbildung schon sind – und das sind so viele wie noch nie zuvor -, wenn wir dazu noch 5, 10 oder vielleicht 15 Prozent mehr Auszubildende finden würden, dann wäre die Kampagne sehr erfolgreich.“
Das Konzept hat das Bildungsministerium gemeinsam mit den Trägern, Erziehern und Elternvertretern erstellt. Claudia Theobald vom Kita-Fachkräfteverband vergleicht es heute mit einer Weinflasche, die jetzt ein sehr schönes Etikett hat.
Claudia Theobald, Vorsitzende Kita-Fachkräfteverband
„So kann ich mir vorstellen, dass durch eine gute Werbekampagne erst mal viele Leute begeistert sind und den Beruf lernen wollen, sich ausbilden lassen wollen. Wenn aber der Inhalt einer Weinflasche nicht schmeckt, wird weder jemand den Wein weiterempfehlen noch eine zweite Flasche kaufen. Das heißt, die Arbeitsbedingungen im Alltag müssen besser werden.“
Denn laut Bildungsministerium sind 6% der Stellen für Pädagogen in Kitas nicht besetzt. Dazu steigt der Bedarf nach Kita Plätzen immer weiter. Kristin Starck-Fürsicht sieht in der Kampagne einen guten ersten Schritt.
Kristin Starck-Fürsicht, Leiterin Haus der Entdecker
„Aber der Wein muss definitiv besser bezahlt werden. Ich glaube, wenn wir nicht anfangen zu verstehen, dass die Erzieher mit einem besseren Entgelt nach Hause kommen oder dass man denen von der Qualität her den Rücken freihält wird sich nichts verändern.“
Ansonsten würden noch mehr Erzieher dem Beruf den Rückenkehren und somit den Fachkräftemangel weiter verstärken.