Erneut Warnstreik im öffentlichen Dienst

Sie wollen mehr. Busfahrer, Erzieher, Müllmänner, OP-Schwestern wollen mehr GELD, weil ihr Gehalt zum Leben nicht mehr reicht. Für diese Forderung sind sie bereit, dem Land in vielen Bereichen kurzzeitig den Stecker zu ziehen. Warnstreik nennt man das, was heute in vielen Regionen von Hessen und Rheinland-Pfalz für geschlossene Kitatüren und ungeleerte Mülltonnen gesorgt hat. Die größten Demos gab es in Wiesbaden und Mainz.

Der Streik hat einige Fahrgäste kalt erwischt, die zeigen jedoch Verständnis.
Alicia, Studentin
„Ich hab’s erst heute Morgen gelesen, muss heute zur Uni, weil ich eine mündliche Prüfung habe und jetzt kann ich erst mal hochlaufen aber es ist okay, bisschen nervig.“
Angelina, Servicekraft Gastronomie
„Ich kenn viele, die als Busfahrer arbeiten und das Geld ist nicht so viel für so viele Stunden und 2.000 Euro mit Familie ist wenig.“
Die Gewerkschaften fordern 10 1/2 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat.
Marion Paul, Geschäftsführerin ver.di Mittelrhein
„Na ja, wenn man sich die Inflation anschaut – 10 Prozent aber das ist ja nur die halbe Wahrheit. Obst, Gemüse, Energie sind ja weit mehr als 10 Prozent, dann ist ja nicht mal eine Lohnerhöhung unsere Forderung, sondern nur ein Ausgleich von der Inflation.“
Kitas bleiben heute geschlossen, viele Kliniken laufen nur im Notdienst.
Heute vom Streik betroffen: vor allem West- und Mittelhessen. Auch über Rheinland Pfalz rollen seit heute mehrere Streikwellen. Neben der Gewerkschaft ver.di haben auch Komba sowie die Ärztegewerkschaft Marburger Bund landesweit zu Streiks aufgerufen.
Dabei ist heute nur der Anfang. Morgen und übermorgen folgen weitere Landesteile. In Hessen soll Mittwoch ein Großstreiktag werden mit Schwerpunkten in Südhessen, Frankfurt und Kassel.
Mehr als 1.500 streikende Menschen demonstrieren heute in der hessischen Landeshauptstadt. Mehr als von der Gewerkschaft erwartet.
Marcel Schmelz, Geschäftsführer ver.di Wiesbaden
„Nicht um ein schönes Leben oder Luxusleben zu haben, es geht teilweise wirklich ums Leben können. Wir haben viele Kollegen, die am Monatsende aufs Sozialamt gehen, aufstocken müssen. Das sind alles Kollegen im öffentlichen Dienst. Es kann nicht sein, dass der Staat Gehälter bezahlt, wo man am Monatsende aufstocken muss, deshalb: Wir brauchen mehr Geld.“
Das Geld sei auch nötig, um fehlendes Personal anzuwerben. Zum Beispiel im Pflegebereich.
Felicitas Klings, Krankenschwester
„Wir sind dauerhaft unterbesetzt, können nicht so pflegen, wie wir es gerne würden und auch gelernt haben, und dafür brauchen wir Personal und für Personal muss der Beruf erst mal attraktiver gemacht werden.“
Das sei ein Problem im gesamten öffentlichen Dienst. Im Kampf um Nachwuchs konkurriere man mit der freien Wirtschaft.
Viktoria Spiegelberg-Kamens, Projektleiterin Stadtverwaltung Limburg
„Die Leute entscheiden sich ja für Beschäftigung, wo sie auch Geld verdienen, was zum Leben reicht. Und im öffentlichen Dienst, gerade in den unteren Lohngruppen, reicht das Geld nicht mehr zum Leben. Die Leute sind teilweise angewiesen darauf, sich Zweitbeschäftigungen, mehrere Jobs zu suchen und das geht einfach nicht. Uns steht auch ein Gehalt zu, was uns einfach den Lebensunterhalt sichern kann.“
Die nächste Verhandlungsrunde für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten startet ab dem 27. März. Sollte es zu keiner Einigung kommen, drohen weitere Streiks, dann möglicherweise auch im Zugverkehr.