Erneut Fliegerbombe in Hanau gefunden

Wirklich? Schon wieder?! Das werden sich viele Menschen in Hanau gedacht haben, als gestern Abend erneut eine Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg entdeckt worden ist – nur gut eine Woche nach der letzten. Bedeutet; schon wieder müssen tausende Anwohner ihre Häuser verlassen, schon wieder muss evakuiert werden.

 

500 Kilogramm schwer ist die englische Weltkriegsbombe die gestern Abend bei Bauarbeiten im Teichwegareal gefunden wurde. Derzeit geht zwar keine akute Gefahr von ihr aus, trotzdem muss der Sprengsatz zeitnah entschärft werden. Und zwar am Sonntag. Ab 9 Uhr soll die Evakuierung beginnen. Den Evakuierungsradius hat die Stadt auf einen Kilometer festgelegt – allerdings nicht in alle Richtungen.
Claus Kaminsky, SPD, Oberbürgermeister Hanau: „Das hat etwas mit der Stellung der Bombe und den anliegenden Gebäuden zu tun. Klingt vielleicht ein bisschen makaber aber in die eine Richtung dienen diese Gebäude gewissermaßen als Schutz dahinter. Man nennt das fachmännisch Sprengschatten. Das heißt, dort kann der Abstand verringert werden und an anderer Stelle, wo diese Zwischengebäude so nicht vorhanden sind, dort müssen wir auf einen Kilometer gehen.“
Betroffen sind nicht nur rund 15.000 Anwohner sondern auch einige Alten- und Pflegeheime. Unter anderem das Stadtteilzentrum an der Kinzig. Dort müssen alle Bewohner in eine andere Pflegeeinrichtung gebracht werden.
Marco Maier, Geschäftsführer MKK Pflegezentren: „Wir haben jetzt organisiert, dass die 89 Bewohner morgen schon nach dem Mittagessen – also vom Stadtteilzentrum rüberkommen mit dem Rettungsdienst und auch mit der Feuerwehr ins Wohnstift. Wir bekommen alle Bewohnerinnen und Bewohner unter. Die Bewohnerinnen werden aus ihrem gewohnten Umfeld quasi rausgerissen, ja. Und wir versuchen halt mit allem Manpower wo wir haben – vor allem auch mit Betreuungskräften die einzeln zu begleiten, sodass dann das ein bisschen abgefedert wird. Wahrscheinlich werden auch Angehörige noch mit dabei sein.“
Aufatmen dagegen beim St.Vinzenz-Krankenhaus, das ebenfalls in der Sperrzone liegt. Hier muss nur ein Teil des Gebäudes evakuiert werden.
Michael Sammet, Geschäftsführer St. Vinzenz-Krankenhaus Hanau: „Wir sind jetzt dabei zu schauen, welche Bereiche wir nicht mehr belegen dürfen während der Entschärfung, sodass wir die Möglichkeit haben einen Teil des Krankenhauses aber weiterhin zu belegen und zu betreiben und werden jetzt versuchen die Patienten, die verlegt werden müssen in andere Bereiche des Krankenhauses umzuverlegen, sodass wir keine Transporte außerhalb des Krankenhauses vonnöten haben.“
In der Innenstadt laufen die Vorbereitungen zur Evakuierung bereits auf Hochtouren. Derzeit wird das Gebiet abgesperrt – Notunterkünfte werden eingerichtet. Und auch im Nahverkehr wird es am Sonntag Einschränkungen geben. Der Zug-Fernverkehr wird über Offenbach umgeleitet.
Die Stadt appelliert an die Bürger am Sonntag möglichst zügig ihre Wohnungen zu verlassen.
Claus Kaminsky, SPD, Oberbürgermeister Hanau: „Je schneller die Evakuierung abgeschlossen ist, desto früher können wir mit der Entschärfung beginnen. Und ich hab die Hoffnung, dass wir insgesamt am Nachmittag durch sein könnten. Also die Menschen wieder in ihre Häuser zurück und Patientinnen und Patienten wieder in die Kliniken zurück oder in die Altenwohnheime.“
Die Entschärfung der Fundbombe vor rund einer Woche hatte sich erheblich verzögert. Weil ein Zünder nicht ausgebaut werden konnte musste die Bombe am Abend kontrolliert gesprengt werden. Erst nach acht Uhr konnten die Bewohner zurück in ihre Häuser. Nun heißt es also Daumen drücken, dass bei der Entschärfung am Sonntag diesmal alles glatt geht.