Enkeltrick-Prozess in Trier

„Rate mal, wer hier am Telefon ist!“ – so beginnt in der Regel die perfide Masche, die auch in Hessen und Rheinland-Pfalz immer wieder gutgläubige Opfer findet. Die Rede ist vom sogenannten Enkel-Trickbetrug. Kriminelle geben sich am Telefon als nahe Angehörige aus, die durch eine Notlage dringend Geld brauchen. Und nicht selten sind gerade ältere Menschen wenig später ihr ganzes Erspartes los. Hin und wieder werden die Täter geschnappt und vor Gericht gestellt – so auch heute vor das Landgericht in Trier.

850.000 Euro! Um diese Summe soll eine international operierende Bande Senioren in Rheinland-Pfalz insgesamt gebracht haben. Drei Mitglieder sitzen ab heute auf der Anklagebank.
Mathias Juchem, Staatsanwaltschaft Trier
„Die Staatsanwaltschaft Trier legt den drei Angeklagten zur Last, Mitglieder einer überregional tätigen und agierenden Bande gewesen zu sein, die im Bereich sogenannter Enkeltrick-Straftaten unterwegs war. Hierbei wird den drei Angeklagten vorgeworfen, an etwa 30 Taten in wechselnder Besetzung mit einem Gesamtschaden von 850.000 Euro beteiligt gewesen zu sein.“
Über regelrechte „Callcenter“ in Polen sollen die Gauner mit polnischer und deutscher Staatsangehörigkeit vor allem ältere Menschen angerufen haben. Sie erfanden laut Anklage Lügengeschichten über Angehörige, mit denen sie die Angerufenen dazu bringen wollten, ihnen Bargeld oder Schmuck zu übergeben. Dabei soll es um vermeintliche Immobilienkäufe oder Verkehrsunfälle gegangen sein.
Oftmals sei die am Telefon vereinbarte Geldübergabe buchstäblich erst in letzter Sekunde verhindert worden, zum Beispiel durch aufmerksame Nachbarn.
Die Angeklagten hier im Trierer Gerichtssaal hätten allerdings weder Telefonate getätigt, noch seien sie zum Geldabholen gekommen. Vielmehr wird ihnen vorgeworfen, die kriminellen Machenschaften koordiniert zu haben. Zudem hätten sie die „Abholer“ an die jeweiligen Tatorte gefahren oder dirigiert und auch Bargeld und Schmuck im Anschluss entgegengenommen.
Alle Angeklagten sind bereits vorbestraft und befinden sich derzeit in Untersuchungshaft. Ein Urteil wird im März erwartet.