Energiepreise steigen massiv

Bislang haben wir über höhere Gas und Strompreise nur gesprochen – doch jetzt wird es real. Mehrere Energieversorger haben zum 1. August, also ab heute, ihre Preise kräftig erhöht. Einige Verbraucher zahlen für Gas künftig das Doppelte oder mehr. Der oft angekündigte Energieschock, jetzt ist er endgültig bei uns angekommen, so zum Beispiel auch in Koblenz.

Michael Schütz
„Ich hab eine Benachrichtigung bekommen von der EVM, ich bin da ja Kunde. Und … Anfang des Jahres hieß es ja noch, die Preise bleiben stabil, ne? Und EVM-Bestandskunden würden keine Probleme haben. Die haben erhöht, das Doppelte. Und joa, wenn man mal einen Betrag nennen darf, von 95 auf 184 Euro hochgegangen, Abschläge ab 1. September. Ganz schlimm hat‘s meine Mutter getroffen. Die wurde von 188 auf 349 gesetzt. Und eine Frau, die noch keine 800 Euro Rente hat…“
So wie Michael Schütz müssen viele Menschen in Koblenz und Umgebung künftig tiefer in die Tasche greifen für Strom und Gas. Denn bei der Energieversorgung Mittelrhein, dem größten kommunalen Versorger in Rheinland-Pfalz, gelten ab heute höhere Preise für rund ein Drittel der über 300.000 Kunden. Der Strompreis steigt von 30,25 Cent bisher auf 35,90 Cent pro Kilowattstunde. Der Preis für Erdgas erhöht sich von 8,10 Cent die Kilowattstunde auf 14,90 Cent. Macht im Schnitt bei einem Vier-Personen-Haushalt rund 112 Euro mehr pro Monat. Aus Sicht des Energieversorgers war der Schritt unausweichlich.
Christian Schröder, Sprecher Energieversorgung Mittelrhein
„Die aktuelle Entwicklung an den Rohstoffbeschaffungsmärkten, ganz egal, ob das jetzt Strom oder Gas ist, ist so, dass die Preise sich vervielfacht haben. Und dass auch hier die Preisentwicklung, wenn die sich nicht in einen negativen oder gegenteiligen Effekt umdreht, Konsequenzen haben wird, auch für alle Verträge, die es bei allen Versorgern in ganz Deutschland gibt.“
Die Telefone stehen kaum noch still, bis zu 4.000 Anrufe pro Tag hatte das Kundencenter der EVM zuletzt zu bewältigen. Teils verzweifelte Menschen, die nicht mehr wissen, wie sie ihre Rechnung bezahlen sollen, doch günstigere Tarife gibt es nicht und auch Anbieterwechsel seien für viele nicht lukrativ.
Christian Schröder, Sprecher Energieversorgung Mittelrhein
„Es gibt nicht die Lösung, wo man sagt: ‚Damit wird alles gut.‘ Das wird nicht gelingen. Es gibt natürlich auch sehr viele Kunden, für die das einen gravierenden Einschnitt in ihr Leben bedeutet, gerade wenn sie sich etwas oberhalb des Existenzminimums, Geringverdiener usw., befinden. Für diese Menschen ist eine Riesen-Herausforderung.“
Weitere Energieversorger in Rheinland-Pfalz, wie die Technischen Werke Ludwigshafen oder OIE in Idar-Oberstein, haben ebenfalls von heute an höhere Preise. Andere rechnen spätestens ab dem kommenden Jahr mit spürbaren Erhöhungen. Doch dass die Preise überall drastisch steigen werden, ist noch längst nicht in allen Köpfen angekommen.
Ute Kotulla
„Ich glaube, wir sind alle noch nicht so in der Materie drin. Man hört davon und macht sich auch mal Gedanken, aber ich glaube, was uns erwartet, so weit sind wir noch gar nicht.“
Fabian Schmitt
„Wir stellen jetzt um auf Photovoltaik und vielleicht Luftwärmepumpe. Dann ist das ja gut investiertes Geld, wo man dann nicht mehr abhängig ist vom Gas oder vom Öl.“
Dietmar Sooß
„Umzurüsten wäre auch ein bisschen zu spontan, sagen wir mal. Also müssen wir erstmal abwarten, wie sich das entwickelt mit den Gaspreisen.“
Das rheinland-pfälzische Energieministerium hat zuletzt Angebote zur Energieberatung mit 600.000 Euro unterstützt. Für ein Interview zur Frage, was darüber hinaus geplant ist, stand Ministerin Katrin Eder heute aus zeitlichen Gründen nicht zur Verfügung. Die Verbraucherzentrale rät Kunden, die eine Erhöhung bekommen, den aktuellen Tarif auf eine möglicherweise vereinbarte Preisgarantie zu überprüfen.
Fabian Fehrenbach, Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz
„Wenn ich eine Preisgarantie in meinem Vertrag vereinbart habe, dann gilt diese Preisgarantie momentan bedingungslos bis zum 31.12. Da kann der Versorger nichts dran ändern. Wenn er aber eine solche Garantie nicht vereinbart hat, sondern sich reingeschrieben hat: ‚Preise darf ich ändern, wenn ich teurer einkaufen muss‘, dann kann er die Preise jetzt auch ändern, aber entsprechend seiner gestiegenen Einkaufskosten.“
Wenn ab 1. Oktober bundesweit die Gasumlage kommt, rechnet die Verbraucherzentrale mit weiteren Preissteigerungen zwischen 300 bis 1.000 Euro pro Jahr für ein Einfamilienhaus. Die Frage ist nicht mehr, ob Strom- und Gaskunden Preiserhöhungen bekommen. Die Frage lautet nur noch, wann es soweit sein wird – und wie schlimm.