Endometriose – die unbekannte Volkskrankheit

Es ist eine weit verbreitete Krankheit. Jede zehnte Frau in Deutschland leidet darunter. Die Rede ist von Endometriose. Eine Krankheit, die häufig erst nach vielen Jahren diagnostiziert wird. Die Gründe sind vielfältig. Für die betroffenen Frauen bedeutet Endometriose oft höllische Schmerzen und Probleme, die den Alltag auf den Kopf stellen. Wir haben mit einer Betroffenen aus Hahnstätten, in der Nähe von Diez, gesprochen.

Lena Schnetzer hat mit Endometriose zu kämpfen. Die Schmerzen zeigen sich besonders während der Periode.
Lena Schnetzer, Endometriose-Patientin
„Es ist krampfartig. Es ist ein stechender Schmerz, es zieht in den Oberschenkel, in den Bauch nach oben, man hat Hitzewallungen, da kommt alles auf einmal. Es ist nicht nur der Periodeschmerz, sondern auch die Symptome sind verstärkt. Übelkeit. Krämpfe. Manchmal hat man Durchfall. Dann kommt alles auf einmal.“
Dadurch wird der Alltag für die Betroffenen unmöglich.
Lena Schnetzer, Endometriose-Patientin
„Man plant sein Leben ganz anders, wenn man weiß, es geht Richtung Periode, dann nimmt man sich gar nichts vor, weil man weiß, dass man es absagen muss. Dann ist alles kompliziert. Also auf Toilette gehen ist ein Akt für sich. Nur im Bett umdrehen ist schon sehr anstrengend.“
Aber was ist der Grund für diese Krankheit? Einfach gesagt: Endometriose entsteht durch Zellen, die nicht da sind, wo sie sein sollten. In der Gebärmutterschleimhaut gibt es eine besondere Form von Zellen. Diese sind für die Regelblutung verantwortlich. Diese Zellen produzieren die roten Blutkörperchen. Es kann passieren, dass diese Zellen an anderen Stellen vorkommen. Im Bauchraum zum Beispiel. Dann produzieren sie auch an Ort und Stelle Blut. Das führt zu Abwehrreaktionen des Körpers: Reizungen. Entzündungen. Schmerzen.
Dr. Resmiye Ermis, Chefärztin Gynäkologie Rot-Kreuz-Klinik Frankfurt
„Wenn diese Zellen an den Eierstöcken vorkommen kann es zu großen Zystenbildungen kommen. Endometriose-Zysten. Oder, wenn diese Zellen an den Eileitern vorkommen, dann können sie zu Verschlüssen der Eileiter führen, also Sterilität.“
Dr. Resmiye Ermis ist Chefärztin in der Klinik Rot Kreuz Frankfurt. Sie ist auf Endometriose spezialisiert.
Das große Problem ist häufig: Das Finden der Diagnose dauert sehr lange. Im Durchschnitt sechs bis acht Jahre. Das hat viele Gründe. Einer davon ist bei den Ärzten selbst zu finden.
Dr. Resmiye Ermis, Chefärztin Gynäkologie Rot-Kreuz-Klinik Frankfurt
„Bei den Hausärzten und Frauenärzten, was ich am meisten bemängele, ist die fehlende Zeit. Die fehlende Zeit in der Behandlung der Patienten. Es wird weniger zugehört, es wird weniger gehandelt.“
Dazu werde In der Ausbildung der Ärzte zu wenig auf Endometriose geachtet. Dadurch fehlt vielen Ärzten die Erfahrung. Für Betroffene bedeutet das: Ungewissheit. Unzählige Arzt-Termine.
Lena Schnetzer, Endometriose-Patientin
„Man fühlt sich hilflos, man möchte sich ja nicht so fühlen. Man möchte, dass es aufhört und dass einem richtig geholfen wird. Das ist frustrierend, wenn man immer wieder diese Beschwerden hat und nicht weiß, warum hat man die?“
Lena musste zwei Operationen durchmachen. Erst nach der zweiten stand die Diagnose fest.
Eine Behandlung ist schwierig. Eine Hormontherapie oder auch eine Operation können helfen. Außerdem hilft in vielen Fällen eine Schwangerschaft.
Dr. Resmiye Ermis, Chefärztin Gynäkologie Rot-Kreuz-Klinik Frankfurt
„Die Wirkung der Hormone auf die Organe, auf Endometriose wird gedrosselt, weil andere Hormone da Überhand gewinnen. Um die Schwangerschaft in Gang zu halten, sodass dann die Endometriose gedrosselt wird.“
Allerdings: Häufig wird eine Schwangerschaft durch Endometriose erschwert. Deshalb gilt: Je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser. Lena Schnetzer ist 25 Jahre alt und bei ihr hat es mit der Schwangerschaft geklappt. Sie erwartet ihr erstes Kind.
Lena Schnetzer, Endometriose-Patientin
„Ich habe die große Hoffnung, dass die Endometriose dadurch ein bisschen ausbrennt und weiter ausbricht, die Symptome wegbleiben und danach alles gut ist.“
Für Lena könnten die Schmerzen damit der Vergangenheit angehören. Für viele weitere Frauen ist Endometriose dagegen weiter schmerzhafte Gegenwart.