Elektronische Patientenakte kommt
Anfang 2025 kommt sie – die elektronische Patientenakte. Was die Patienten bisher freiwillig nutzen können, ist dann Pflicht für alle gesetzlich Versicherten. Weniger Papierstapel, mehr Transparenz, bessere Behandlungen – laut Bundes-Gesundheitsministerium hat die neue Akte eigentlich nur Vorteile. Aber wie klappt es mit der Umsetzung in der Praxis? Ein Allgemeinmediziner im Lahn-Dill-Kreis berichtet von seinen Erfahrungen.
Doktor Peter Franz führt seine Hausarztpraxis in Katzenfurt seit fast 19 Jahren. Die Gesundheitsdaten seiner Patienten hat er digital gespeichert, Papierberge finden sich hier schon lange nicht mehr. Dass die Patientenakten künftig ausschließlich elektronisch geführt werden sollen, findet er prinzipiell gut. Allerdings müsse an der Umsetzung noch gefeilt werden.
Dr. Peter Franz, Allgemeinmediziner
„Im Moment habe ich genau zwei Patienten, die eine E-Akte haben. Eine davon ist meine Mutter, die ihre Akte mir zuliebe angelegt hat, damit ich sie testen kann. Und bis jetzt sind die Erfahrungen eher so, dass die Patienten die Akte vermeiden und eben wenig mitmachen wollen, weil eben noch nicht ganz klar ist, wo der Nutzen steckt.“
„Ihre Ärztin hat Ihre Medikamente sofort auf dem Schirm“, beschreibt das Bundesgesundheitsministerium einen der vielen Vorteile der E-Akte auf seiner Homepage. Und: „Lästiges Suchen in der Krankengeschichte? Bald Vergangenheit.“ Davon sei man in der Praxis aber weit entfernt.
Dr. Peter Franz, Allgemeinmediziner
„Die aktuelle Patientenakte ist ein Stapel von PDF-Dokumenten, der in dem Moment, wo man den Zugriff erhält, einfach die Dokumente auf den Rechner lädt und dann muss man diese Akte per Hand sichten, muss jedes Dokument öffnen, lesen, beurteilen. Da vergeht extrem viel Zeit.“
Übersichtlichkeit – Fehlanzeige. Eine dokumentenübergreifende Suchfunktion gibt es bisher nicht.
Dr. Peter Franz, Allgemeinmediziner
„Wenn wir eine elektronische Akte haben wollen, die sinnvoll ist, dann muss das automatisiert funktionieren. Dann müssen wir Informationen schnell und einfach präsentiert bekommen, dann muss man eine Allergie, die im Fließtext steht, finden können und sehen, dass diese Unverträglichkeit da ist, dass wir das Medikament gar nicht erst verordnen.“
Um seine Praxis fit für die E-Akte zu machen, musste er sein Personal schulen und neue technische Geräte anschaffen. Mehr Technik, mehr Probleme im eng getakteten Praxisalltag. Und die beginnen schon beim Einlesen der Gesundheitskarte.
Dr. Peter Franz, Allgemeinmediziner
„Momentan braucht es fünf bis zehn Minuten bis die Handgriffe getan sind, dass diese Akte überhaupt nutzbar wird. Und dafür muss der Patient vorher auf seinem Handy ja schon alles installiert haben.“