Elektromeister mit 19
Mit gerade mal 19 Jahren hat Giuseppe Russu aus Frankfurt seinen Abschluss bereits in der Tasche. Günstig war das allerdings nicht für ihn.
Außeneinsatz für Giuseppe Rusu. In Frankfurt zieht ein Unternehmen um, er baut die Außenbeleuchtung ab. Die ganze Elektrik auseinander schrauben, das hätte der 19-Jährige vor seiner Prüfung nicht gedurft. Mit dem Meistertitel hat er sich auch einen Kindheitstraum erfüllt.
Giuseppe Rusu, Elektromeister
„Sogar schon in der Grundschule habe ich angefangen, Spielzeuge von mir, die elektrisch waren, auseinanderzubauen. Und auch versuchen, zu reparieren, wenn sie mal kaputt waren. Ich habe mich immer interessiert, wie sowas funktioniert, was da eigentlich abgeht.“
Nach seinem Hauptschulabschluss hat er bereits mit 15 seine Ausbildung zum Elektroniker angefangen. Um dann schnellstmöglich seine Meisterprüfung dranzuhängen. Seinem Ausbilder war von Anfang an klar, dass Giuseppe zu Höherem berufen ist.
Andreas Deumlich, Ausbilder von Giuseppe Rusu
„Der war immer pünktlich, bei der Berufsschule musste ich mir keine Sorgen machen. Berichtsheft hat unaufgefordert auf dem Schreibtisch gelegen.“
Für seine Meisterprüfung brauchte es aber noch einiges mehr. Nicht nur viel Zeit, sondern vor allem viel Geld. Zuerst ging Giuseppe Rusu von 15.000 Euro für Kurs, Werkzeuge und Materialien aus, letztlich wurden es 25.000. Seine Eltern mussten ihm finanziell unter die Arme greifen, und auch für einige seiner Mitstreiter wurde es sehr knapp im Portemonnaie.
Giuseppe Rusu, Elektromeister
„Dass sie versucht haben, irgendwie noch nebenbei arbeiten zu gehen. Aber das haben die auch nicht geschafft. Die haben echt versucht, an jeder Sache zu sparen, wie es nur ging. Das ist ja auch so ein hoher Stressfaktor, was noch dazu kommt neben dem Meister, wenn man nicht genügend gespart hat.“
Giuseppe Rusu hat zudem staatliche Förderungen beantragt: Beim sogenannten Aufstiegs-Bafög gibt es bis zu 15.000 Euro, die Hälfte muss man nach der Prüfung allerdings zurückzahlen. Dieses Jahr wurde in Hessen zudem ein Meisterzuschuss eingeführt, die 3.500 Euro erhält man jedoch erst nachträglich. Aus Sicht seines Ausbilders schrecken nicht nur die hohen Kosten junge Menschen von der Meisterprüfung ab. Andreas Deumlich fehlt es grundsätzlich an Nachwuchs, vor allem aus einem Grund.
Andreas Deumlich, Ausbilder von Giuseppe Rusu
„Dass das Handwerk so abgestuft wird. Grad von den Eltern. ‚Du musst studieren, du musst dein Abi machen.‘ Abi ist ja okay, aber dass jetzt jeder studieren will – und das Handwerk hat so schöne Seiten an sich.“