Eintracht-Museum erhält Auszeichnung

Das Eintracht Frankfurt Museum kümmert sich seit Jahren um die Pflege der Vereinsgeschichte. Besonders die Zeit des Nationalsozialismus nimmt eine zentrale Rolle ein. Für diese wichtige Aufklärungsarbeit wurde das Museum jetzt mit dem Julius-Hirsch-Preis vom Deutschen-Fußball-Bundausgezeichnet. Ein berühmter Eintracht-Fan hat seinen eigenen Beitrag dazu geleistet: Helmut Sonneberg. Der heute 90-Jährige wurde als Kind von den Nazis verfolgt und ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert.

Helmut Sonneberg, Holocaust-Überlebender
„Mit dem Stern da auf der Brust wurden wir sehr angefeindet. Getreten. Geschlagen. Bespuckt. Das kann man ja net begreifen, wenn man in einem Alter ist, wo man sich quasi erst mal entwickelt und die Sprache richtig lernst und dann wirst du damit konfrontiert, dass du das nicht bist und das nicht kannst und das nicht darfst.“
Sonneberg, von allen „Sonny“ genannt, wird 1931 in Frankfurt geboren.
Seine Eltern sind Juden. Sie leben getrennt. Sonnebergs Stiefvater ist Katholik und lässt Helmut taufen. Trotzdem gilt der Junge für die Nazis als Jude – wegen der Nürnberger Rassegesetze. Im Februar 1945 wird der 13-jährige Helmut nach Theresienstadt deportiert.
Helmut Sonneberg, Holocaust-Überlebender
„Es gab morgens Suppe, mittags Suppe, abends Suppe. Graupensuppe. Mal dick, mal dünn, mal süß, mal sauer. Und alle fünf Tage gab es eine Ration: 500 Gramm Brot, 50 Gramm Butter, 50 Gramm Zucker. Da kann man sich vorstellen, wie lange da gehalten hat. Eine halbe Stunde und dann war alles alle.“
Sonny erzählt seine Geschichte. Damit unterstützt er das Eintracht Frankfurt Museum.
Mitarbeiter Axel Hoffmann beschäftigt sich ebenfalls damit, die NS-Vergangenheit des Klubs aufzuarbeiten.
Ein Name ist da sehr prominent: Rudolf Gramlich. Der war nach dem Krieg Präsident der Eintracht und nach seinem Tod wurde Gramlich Ehrenpräsident. Aber: Es war bekannt, dass er Mitglied der Waffen-SS war.
Axel Hoffmann, Mitarbeiter Eintracht Frankfurt Museum
„Und daraufhin haben wir ein unabhängiges Institut, das Fritz-Bauer-Institut, mit einer Analyse der Situation beauftragt. Wir sind deren Empfehlungen gefolgt, Rudi Gramlich die Ehrenpräsidentschaft abzuerkennen. Ein Novum in der Geschichte der Eintracht sowieso und ich glaub auch des Deutschen-Fußball-Bundes.“
Das Museum hilft dabei, Stolpersteine zu verlegen. Sie erinnern an Schicksale jüdischer Mitbürger. Es gibt Workshops für Schulklassen oder Bildungsreisen zu Konzentrationslagern. Wertvolle Aufklärungsarbeit.
Dafür hat das Museum jetzt vom Deutschen-Fußball-Bund den Julius-Hirsch-Preis bekommen. Damit wird das Eintracht-Museum für sein gesellschaftliches Engagement ausgezeichnet.
Rainer Koch, Interimspräsident Deutscher-Fußball-Bund
„Weil dieses Museum nicht nur irgendwelche Geschichten erzählt, sondern es erzählt ganze besondere Geschichten. Es beweist auch die Bereitschaft dieses Vereins, sich nicht nur mit Vergangenheit irgendwie zu beschäftigen, sondern auch sich klar zu bekennen.“
Aber mit dem Preis, hört die Arbeit im Museum natürlich nicht auf.
Matthias Thoma, Leiter Eintracht Frankfurt Museum
„Die Eintracht hat 2018 den DFB-Pokal geholt und der wird auch nicht in die Vitrine gestellt und nie wieder rausgeholt. Wie toll war das 2018! Und in dieser Emotionalität, die dieser Verein zu bieten hat, muss man natürlich auch immer wieder die Zeit rausholen, als hier im Verein Mitglieder rausgezogen wurden und der Verein gleichgeschaltet wurde und letztlich mitmarschiert ist.“
Das Eintracht Museum stellt sich den schwersten Kapiteln der Vereinsgeschichte. Und Helmut Sonneberg wird nicht müde, seine Geschichte an die kommende Generation weiterzugeben.